Vielversprechender Auftakt zum 11mm-Festival

Mit der Dokumentation "The Workers Cup" über die Arbeiter in Katar startete das 15. Internationale Fußballfilmfestival in Berlin.

Einblicke aus erster Hand: Ewald Lienen, Moderatorin Shelly Kupferberg, Raphael Brinkert (Jung v. Matts) und Tom Mustroph (Zeit Online) lauschen wie das Publikum gebannt den Ausführungen von Filmproduzentin Rosie Garthwaite.
© C. Schirmer

Ganz an dem diesjährigen Schwerpunkt "Fußball und Macht" ausgerichtet, wählten die Macher des 11mm-Festivals ein politisches Thema für die Auftaktveranstaltung. "The Workers Cup" erzählt die Geschichte eines Betriebsfußballteams in Katar: Einige der Bauarbeiter, die die Stadien für die WM 2022 bauen, dürfen für ihre Arbeitgeber an einem Fußballturnier teilnehmen. Eine willkommene Abwechslung für die Männer, die ansonsten kaum Möglichkeiten haben, die wenige Freizeit zu gestalten. Die Begeisterung für den Fußball und das Streben nach dem gemeinsamen Erfolg in dem bunt gemischten Team steckte das Publikum im großen Saal des Berliner Babylon-Kinos sofort an. 

Zwischen Fußballplatz und der "Hölle" Katar

Doch dies ist natürlich nur die eine Seite der Geschichte: Geschickt wechselt der Film vom euphorischen Fußballspielen hin zur "Hölle", wie viele der Protagonisten ihre Situation als Gastarbeiter in Katar beschreiben. Oft mit falschen Informationen über Arbeit und Lohn in ihren Heimatländern angeworben, fristen sie im reichsten Land der Welt ein weitgehend unfreies Leben - für Viele trotzdem die einzige Hoffnung die Familie zu Hause gut zu versorgen.

Einfache Lösungen leider nicht in Sicht

Das zeigt: Bei all der angebrachten Empörung über die Ungerechtigkeiten vor Ort, sind einfache Lösungen kaum zu finden. Dies gilt auch für die immer wiederkehrende Diskussion über einen möglichen Boykott von Mannschaften oder Zuschauer/-innen der Weltmeisterschaft. Denn die (überschaubaren) Fortschritte bei der Behandlung der Arbeiter könnten laut Produzentin Rosie Garthwaite fraglos mit der gestiegenen Aufmerksamkeit für die anstehenden Spiele in Verbindung gebracht werden. Die Filmemacherin, die jahrelang in Katar lebte und mit ihrem Team beim Dreh einigen Schwierigkeiten (bis hin zu Gefängnisaufenthalten) trotzen musste, war im Anschluss an das Screening auch die gefragteste Gesprächspartnerin auf der Bühne.

Insgesamt 71 Fußballfilme im Programm

So stahl sie sogar "Stargast" Ewald Lienen (der freilich nicht mit klaren Positionen geizte) die Show. Das Publikum von 11mm scheint also bereit zu sein, für ein von politischen Inhalten geprägtes Festival. Noch bis Montag gibt es im Berliner Babylon-Kino insgesamt 71 Fußballfilme zu sehen. Weitere Schwerpunkte sind "Fußball im russischen Film" und "British Football Film", den Abschluss bildet traditionell die 11mm-shortkicks-Gala. Erstmals verliehen wird ein Jury-Preis für den besten Film des Festivals.

Alle Infos gibt es auf www.11-mm.de 

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