Menschenrechte

Menschenrechte bei Mega-Sport-Events?

Entscheidungsträger aus Politik und Verbänden bekennen sich in Wien zu gemeinsamen Zielen.

Außergewöhnliches Ambiente: Im Spiegelsaal des Haus des Sports fand das Dialogforum "Sport und Menschenrechte" statt.
© Christian Schirmer

Die Initiative nossojogo lud vergangenen Donnerstag gemeinsam mit dem österreichischen Sportministerium und der Austrian Development Agency (ADA) zum Dialogforum "Sport und Menschenrechte" nach Wien. Mit Blick auf die anstehenden olympischen Spiele in Rio erörterten Aktivist_innen, hochrangige Funktionsträger_innen aus Politik, Entwicklungsarbeit und Sport die Frage, wie sogenannte Mega-Sport-Events sozial nachhaltig durchgeführt werden können.

Wichtige Impulse dafür soll die neu gegründete "AG Sport und Menschenrechte" liefern, der neben dem Ministerium auch Verbände und NGOs wie NossoJogo angehören. Sie hat den Auftrag eine umfassende Erklärung für nachhaltigen Sport zu erarbeiten. Der Entwurf beinhaltet z.B. die Forderung nach einem Verzicht von Zwangs-Umsiedlungen für Großereignisse, wie sie zahlreich für die Weltmeisterschaft und Olympia in Brasilien stattfanden.

"Ich glaube nicht, dass es gerechtfertigt ist, Brasilien als Beispiel für Menschenrechtsverletzungen im Rahmen solcher Events zu nehmen", hielt der brasilianische Botschafter dagegen. Vielmehr unterscheide sich sein Land von anderen Austragungsländern in Demokratie, Rechtstaatlichkeit und etablierten Freiheitsrechte. Gerade hier legte jedoch Julia Bustamente Silva, die mit PACS gegen gravierende Verfehlungen vor Ort kämpft, den Finger in die Wunde: "Insbesondere die staatliche Gewalt gegen Demonstranten muss sofort aufhören!"

Menschenrechte schon bei der Vergabe von Großereignissen beachten

Verantwortung tragen dabei auch die internationalen Sportverbände wie die FIFA: "Mit Gianni Infantino können wir den Roll-Out von Europa aus schaffen", zeigte sich ÖFB-Präsident Leo Windtner zuversichtlich, mit der Wahl des neuen Präsidenten dafür die richtigen Voraussetzungen geschaffen zu haben. Gemeinsam mit dem frisch eingesetzten Sportminister Hans Peter Doszokil plädierte er dafür, schon bei der Vergabe auf Menschenrechtsstandards zu achten.
Eine Forderung, die Sylvia Schenk (Transparency International Deutschland) prinzipiell mitträgt, gleichzeitig aber zu Bedenken gibt, dass die Vergabe in kritische Staaten auch positive Seiten haben könne. Anders wären etwa die katastrophalen Zustände, unter denen Arbeitsmigrant_innen in Katar leiden, ja gar nicht in den Fokus gerückt. Dabei gelte für Verbände, Politik und Zivilgesellschaft: "Das kann man noch besser machen". 

Auf der lokalen Ebene: Bewusstsein schaffen und bessere Modelle erproben

Auf lokaler Ebene könne man für solche Probleme vor allem Bewusstsein schaffen, aber auch bessere Modelle erproben. So gibt es mit www.nachhaltiger-sport.at eine Plattform, die Vereinen umfassende Informationen für mehr Nachhaltigkeit zu Verfügung stellt. Neben ökologischen Aspekten geht es dort auch um fair produzierte Sportartikel. Ein wichtiges Thema, dessen flächendeckende Umsetzung allerdings noch ganz am Anfang steht. 

So zeigte sich zum Abschluss, dass die Umsetzung menschenrechtlicher Standards im Sport nur in kleinen Schritten möglich ist. Entsprechendes Potential sei dafür durchaus vorhanden, wie Veranstalter Martin Kainz mit Blick auf die zahlreichen Engagierten und deren Projekte feststellte. Tatsächlich zeigte das Dialogforum, wie aktiv die Zivilgesellschaft in Österreich ist. Und die Beteiligung aus Sportverbänden und Politik zeigt, dass das Thema auch bei den Entscheidungsträgern angekommen ist.

von Christian Schirmer

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