
Sportjournalismus bei der Fußball-WM in Katar
Wie berichtet man von einem umstrittenen Sportgroßereignis?
Im Rahmen der "Nürnberger Gespräche zur Fußball-Kultur" befasst sich die Deutsche Akademie für Fußball-Kultur mit der Weltmeisterschaft in Katar.
Dank der Vorarbeit durch Menschenrechtsorganisationen und kritischen Journalist*innen stehen inzwischen reichlich Informationen bereit, die jede*r zur Meinungsbildung nutzen kann. Doch was erwarten die Zu-Hause-Gebliebenen nun von der Berichterstattung aus Katar? Wie geht "richtiger" Sportjournalismus im falschen Turnier und unter welchen Bedingungen entstehen diese Informationen? Die Gäste geben Einblicke in die konkreten Planungen ihrer Redaktionen und sprechen über die besonderen Herausforderungen vor Ort. Gemeinsam diskutieren sie, wie die Balance zwischen sportlichen und politischen Aspekten gelingen kann.
Bereits 2010 entschied sich der Weltfußballverband FIFA für die Vergabe der Weltmeisterschaft 2022 nach Katar. Für das kleine, aber reichste Land der Welt ist es der Höhepunkt zahlreicher Investments in den globalen Sport.
In Sendungen, Magazinen und Online-Portalen ist seither auch von Sportredaktionen über die oft katastrophalen Arbeits- und Lebensbedingungen migrantischer Arbeiter*innen in Katar berichtet worden. Die Lage für queere Personen und Frauen im Land entspricht in keinerlei Hinsicht menschenrechtlichen Standards – auch dies wird zunehmend thematisiert.
Doch spätestens mit dem Anpfiff rückt für gewöhnlich das Kerngeschäft in den Fokus: Im wichtigsten Fußballwettbewerb messen sich die besten Nationen und suchen ihren Weltmeister. Sportliche Highlights, Krisen und Persönliches rund um die Stars wollen gründlich dargestellt sein, das Fernsehen ringt um starke Quoten bei den eigenen Live-Übertragungen. Das zunächst kritisch beobachtete Gastgeberland könnte so als schillernde Bühne für großen Sport präsentiert werden – und die Medien so gewissermaßen zu Komplizen von Katars Strategie des "Sportwashings".
Steckt der Sportjournalismus also ausweglos in einer Falle? Oder wurden bereits tragfähige Strategien und Konzepte entwickelt? Welche Lehren wurden aus den Erfahrungen der Weltmeisterschaft in Russland und den Olympischen Spiele in Peking gezogen? Wie planen die Sportredaktionen ihre Berichterstattung konkret? Werden andere Ressorts der Zeitungen und Medienanstalten dabei eine Rolle spielen? Und nicht zuletzt: Welche Herausforderungen erwarten die Journalist*innen selbst bei der Arbeit vor Ort?
Gemeinsam diskutieren die Podiumsgäste, ob und wie eine Balance zwischen den Erwartungen von kritischer Öffentlichkeit und dem Kerngeschäft des Sportjournalismus gelingen kann.
Die Moderation übernimmt Prof. Dr. Jana Wiske (PR und Ressortjournalismus, HS Ansbach)
Für das Podium haben bereits zugesagt:
Jörg Jakob, Chefredakteur kicker
Oliver Fritsch, Sportredakteur Zeit Online
Ellen Wesemüller, Sprecherin Amnesty International Deutschland
In Kooperation mit presseclub Nürnberg
Formlose Anmeldung bitte an info@fussball-kultur.org
Die Veranstaltung gibt es zusätzlich hier im Live-Stream.