Fußball ist für Alle da – Wirklich!?
Mit der Fußball-Utopie "Fußball ist für Alle da – Wirklich!?" bewirbt sich Maximilian Mohr um den mit bis zu 5.000 Euro dotierten easyCredit-Fanpreis 2020. Bewerbungen waren bis zum 31. August 2020 möglich. Alle Informationen zur Teilnahme am Wettbewerb "Fußball-Utopie des Jahres"
Fußball ist für Alle da – Wirklich!? (von Maximilian Mohr)
"Das Fußballspiel verfügt über soziale und integrative Potenziale, die wir verantwortungsbewusst, im Sinne des organisierten Fußballs und zum Wohl unserer Gesellschaft weiterentwickeln und nutzen wollen."
- Dr. Theo Zwanziger 2010
"Es ist beeindruckend, wie beispielsweise blinde Menschen Fußball spielen. Wir wollen unseren Beitrag dazu leisten, möglichst vielen Menschen mit Behinderungen einen Zugang zum Fußball zu ermöglichen."
- Wolfgang Niersbach 2014
"Wir unterstützen Inklusion, denn Fußball hilft dabei, auf natürliche Weise Menschen mit Behinderung zu stärken"
- Reinhard Grindel 2019
"Zu Kellers Kernthemen gehören daneben Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Verantwortung mit dem klaren Eintreten für Vielfalt, Integration, Inklusion und Menschenrechte."
- Pressemitteilung DFB 2019
Vier DFB-Präsidenten (Zwanziger, Niersbach, Grindel, Keller) innerhalb der letzten 16 Jahren – sie alle haben auf die inklusiven Möglichkeiten des Fußballs hingewiesen. Ihren Worten haben sie Taten folgen lassen: Von der Erarbeitung von Inklusionsinitiativen über Förderungen der Sepp-Herberger-Stiftung bis hin zur Einführung von Inklusionbeauftragten in den Landesverbänden.
Darüber hinaus gibt es in vielen Stadien der Erst-, Zweit-, und Drittligisten umfangreiche barrierefreie Angebote für Menschen mit Behinderungen. Ob Blindenreportagen, speziell ausgewiesene Plätze für Rollstuhlfahrer und hörgeschädigte Menschen, einen Abhol- und Heimbringservice an Spieltagen sowie die zahlreichen Behindertenfanbeauftragten. Was das Stadionerlebnis angeht, befinden sich der DFB und die Vereine auf einem guten, inklusiven Weg, der die Teilhabe von Menschen mit Handicap ermöglicht. Jedoch darf bei all den
genannten positiven Beispielen nicht außer Acht gelassen werden, dass es auch in diesen Bereichen noch starke Verbesserungsmöglichkeiten gibt. Allerdings lässt sich feststellen, dass es als behinderter Mensch keine "Utopie" mehr ist, ein Bundesliga- oder Länderspiel live im Stadion zu verfolgen.
Unsere Utopie setzt dort an, wo Inklusion bisher kein Thema ist bzw. nicht auftritt, zumindest in den höheren Ligen: auf dem Spielfeld.
In keiner Mannschaft in den bundesweiten Profi-, Regional-, und Oberligen gibt es einen Spieler mit einer körperlichen und/oder psychischen Behinderung. Bedenkt man, dass der Fußball von Jahr zu Jahr, von Saison zu Saison teurer, mächtiger und leistungsorientierter wird, scheint diese Tatsache auf den ersten Blick nicht allzu verwunderlich. Aber wieso nicht einfach mal einen neuen Weg gehen? Neue Prozesse einleiten? Einen neuen Standard etablieren?
Unsere Utopie sieht vor, dass eine "Handicap-Regelung" eingeführt wird und jede Mannschaft zukünftig mit einer gewissen Anzahl an Spielern mit Behinderungen antreten muss. So können und sollen gleichzeitig mehrere Ziele erreicht werden.
Wünschenswert wäre es natürlich, dass daraus eine Art "Gemeinschaftsgefühl" entsteht. Menschen mit Handicap sollen nicht nur bei der BETRACHTUNG eines Spiels teilnehmen können, sondern auch am tatsächlichen Spielgeschehen. Selbstverständlich werden bestimmte Personen argumentieren, dass es dafür extra eingerichtete "Behindertenligen" gibt. Das ist nicht abzustreiten und das Vorhandensein solcher Ligen ein wichtiges Zeichen. Allerdings ist damit der Gedanke von Inklusion, dass jeder Mensch ganz natürlich dazu gehört, egal wie er aussiehst, welche Sprache er spricht oder ob er eine Behinderung hat, etwas verfehlt. Volle Inklusion wäre dann gegeben, wenn Fußballprofis und gehandicapte Menschen zusammenspielen würden.
Bei der Umsetzung dieser "Handicap-Regelun" gibt es auch schon diverse Überlegungen.
Denkbar wäre es beispielsweise, dass jedes Team pro eingesetzten Spieler mit Handicap, einen Vorsprung bekommt. Beispielsweise startet Team X mit drei gehandicapten Spielern und Team Y lediglich mit einem, würde Team X das Spiel mit einer 10:0-Führung beginnen. (Pro Spieler mit einer Behinderung würde das Team plus fünf Tore bekommen) Zu diskutieren wäre noch, wie es mit den Einwechslungen gehandhabt wird. Generell sollte in Anbetracht der körperlichen Belastung eines jeden Spielers die Anzahl an Auswechslungen von drei auf fünf erhöht werden. Der Sinn der Vorteilsregelung wäre allerdings ad absurdum geführt, wenn die Mannschaften in den letzten Minuten gehandicapte Spieler "nur" dafür einwechseln, einen möglichen Rückstand aufzuholen. (Ausnutzen der plus fünf Tore-Regelung) Vielmehr sollte hier eventuell vereinbart werden, dass generell die Tore von behinderten Spielern beispielsweise dreifach zählen. Dies würde definitiv zu mehr Spannung führen, sowohl während des gesamten Spiels aber vor allem in den Schlussminuten, sollte der Ausgang des Spiels noch offen sein und die Teams auf die Tore gehandicapter Spieler angewiesen sein.
Nicht nur würde diese Utopie für eine neues, inklusiveres Spielgeschehen auf den Fußballfeldern ändern, sondern auch das Publikum würde sich ändern. In der aktuellen "Welt des Fußballs" können blinde, taube und gehbehinderte Menschen zwar live ein Spiel im Stadion verfolgen, allerdings lediglich nur in begrenztem Maße. Oftmals gibt es nur eine gewisse Anzahl an, nennen wir sie mal, inklusiven Plätzen. So können selten alle gehandicapten Menschen das Spiel verfolgen, welches sie gerne möchten. Oftmals reichen Personal, Plätze und Teilhabemöglichkeiten einfach nicht aus. In einer Welt, in der Menschen mit sämtlichen Behinderungen zum Spiel dazugehören, ist es gar keine Frage wie viel Plätze es für bestimmte Menschengruppen gibt. In dieser "Fußball-Welt" kann sich jeder gehandicapte Mensch eine Karte kaufen ohne sich vorher anzumelden - dieser kann das Spiel mit seinen Freunden von seinem gebuchten Platz aus gemeinsam schauen, ohne in einen bestimmten Block verfrachtet zu werden – dieser ist nicht mehr nur Teil eines bestimmten "Behinderten-Blocks", sondern Teil des Publikums, der Fans. Simpel ausgedrückt: Sie/Er gehört einfach ganz normal und selbstverständlich dazu.
Zudem würde sich kein Zuschauer mehr trauen, jemanden als "behindert oder zurückgeblieben" zu beschimpfen.
Auch wenn diese Utopie wahrscheinlich auf ewig eine bleiben wird – es wäre im Sinne der Teilhabe, Inklusion und Integration wahrscheinlich eines der stärksten Signale, die man, der der Fußball der Gesellschaft senden könnte. Man stelle es sich einfach mal vor: Ein Spieler mit Behinderung erzielt für seine Mannschaft den entscheidenden Siegtreffer. Er jubelt, seine Mitspieler rennen auf ihn zu, umarmen und feiern ihn. Das Stadion ruft seinen Namen, die Presse kürt ihm zum "Man of the Match". Ein Gefühl, welches zahlreiche Profifußballer erleben durften.
Warum dann also nicht auch ein Spieler mit Handicap!?