Fans Fanpreis

Das schöne Spiel

Fußball ist eine Kunst. Um diesem ästhetischen Anspruch gerecht zu werden, werden in Oliver Tissots Fußball-Utopie die Spielfelder bunt eingefärbt, grüne Karten für schöne Dribblings vergeben und die Trikots zu Designer-Stücken.

Mit seiner Fußball-Utopie "Das schöne Spiel" bewirbt sich Oliver Tissot um den mit bis zu 5.000 Euro dotierten easyCredit-Fanpreis 2020. Bewerbungen waren bis zum 31. August 2020 möglich. Alle Informationen zur Teilnahme am Wettbewerb "Fußball-Utopie des Jahres"

Das schöne Spiel (von Oliver Tissot)

"Der Fußball offenbart sich bisweilen nicht nur als lebendige Malerei, sondern ist vielleicht auch eine der letzten utopischen Erzählungen." - Nils Markwardt

"In der Kunst ist es anders als beim Fußballspiel." - Salvador Dali

"Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt." - Friedrich Schiller

"Die Schönheit der Dinge lebt in der Seele dessen, der sie betrachtet." - David Hume

Es wäre ja wirklich utopisch, wenn es keine unschönen Seiten beim Fußball mehr gäbe, also keine korrupten Funktionäre, krawallerprobten Hooligans, schmutzige Geldgeschäfte oder schlicht schlechte Spiele. Schließlich spielen Menschen mit, also fehlbare Wesen, teilweise mit dem Hang zum Hässlichen, was Werte, Wünsche und am wichtigsten: die Moral angeht.
Ich konzentriere mich bei meinem Traum vom schönen Spiel deshalb auf das Unwesentliche, auf die Ästhetik der Felder, Formen und Formalien und erhebe das "jogo bonito" zur rundum kunstvollen "art of beautiful soccer".

Fußball in seiner schönsten Form ist nämlich eine Kunst. Deshalb sollte auch auf Kunstrasen gespielt werden. Damit ist nicht jenes synthetische Surrogat gemeint, also erbärmlich einfallslos einfarbiges Grün, das man sich auf den Balkon legt oder sonst wohin, wo kein Gras mehr wächst, sondern in unserem Sinne hochwertiger Flor für florierenden Hochleistungssport. Verlegt wird er also nicht als Verlegenheitslösung, sondern in vollem Bewusstsein, Farbe ins Spiel bringen zu wollen, somit in x-beliebigen und Fan-beliebten Farben, natürlich monochrom, damit das Spielfeld nicht aufregender ist als das Spiel selbst, das darauf gespielt wird. Am besten wäre ein Fußballfeld in der Wunschfarbe des Vereins. Der BVB spielt so wahrscheinlich auf einem gelben Feld, Schalke auf blau, Werder Bremen kann ruhig auf Grün spielen. Kunstrasen sollte es aber trotzdem sein, denn dann ließen sich unter dem Spielfeld leicht Sensoren im engen Raster anbringen, die die Spielbewegungen aller Spieler auf den Zentimeter genau festhalten, genauso wie deren Tempo, die gelaufenen Kilometer und ihre Ballkontakte. An Schuhen und im Ball sind natürlich Aktoren, also kleine Transponder, die Daten senden. Und nicht nur Aktoren sind im Spiel! An den Akteuren, also den Spielern, befinden sich auch Webcams, die wie Armbinden an den Oberarmen getragen werden und das Spiel aus den Perspektiven aller Spieler aufzeichnen.

Das Ganze soll dazu animieren, dass die Spieler nicht allzu moderat am Platz verweilen, sondern sich maximal bewegt ins Spiel einbringen. Denn das wäre das Schöne an meiner Utopie: Neben der Pflicht, Tore zu schießen, gibt es zukünftig auch eine Kür. Gemessen, gewertet und beurteilt werden quantifizierbare Leistungen. Neben allen möglichen Parametern, die derzeit schon gezählt werden (Ecken, Freistöße, Ballkontakte, Passgenauigkeit), gibt es nun ein ganzes Sammelsurium an Daten, die ausgewertet werden können. Es geht immerhin um das Spiel, das die Massen bewegt und über das man sich so gerne in profunden Ausführungen auslässt.

Im übrigen hat Martin Walser mit seiner Novelle "Ein fliehendes Pferd" sicher eine gelungene Parabel über das Überfordertsein in selbst verschuldeten ständigen Kraftprotzereien geschrieben, aber mit seiner These, es gäbe nichts Sinnloseres als Fußball, außer Nachdenken über Fußball, gingen mit ihm die Gäule durch und er lag völlig daneben. Nichts elektrisiert nämlich quer durch die Bank alle Gesellschaftsschichten mehr als dieses Nachdenken, also das Denken nach dem Spiel über das gerade Erlebte. Und Bewegung, also englisch "Move" kommt ja immer gerade dann ins Spiel, wenn es Interpretationsspielräume gibt.

Also sollte man möglichst viele objektiven Kriterien zur Hand geben, die eine umfassende subjektive Beurteilung ermöglichen. Apropos "Move", beim "Movie" kennen wir das doch schon seit einem knappen Jahhundert: Der Academy Award, vielen nur bekannt bekannt als Oscar, ist sicher der bekannteste Filmpreis der Filmindustrie, weil er in mehreren Kategorien verliehen wird. Das macht die Angelegenheit so spannend. Es gibt mehr als nur einen Gewinner. Es sind derzeit sogar über 30 verschiedenen Kategorien für die besten Filme. Dabei stellt die Akademie für jede Oscarverleihung neue Regeln auf und behält sich die Einführung neuer Kategorien bzw. die Abschaffung existierender Kategorien vor. So was nenne ich Dynamik!

In Zukunft treten die beiden gegnerischen Mannschaften in Trikots an, die sich farblich wunderbar und geschmackvoll abheben von der Farbe des Spielfeldes. Wenn es großen Textilhandelsunternehmen gelingt, Jahr für Jahr zwölf Kollektionen auf den Markt zu werfen, sollte es auch engagierten Vereinen möglich sein, für jedes Spiel ein neues Trikot entwerfen zu lassen, das dem Austragungsort und dem bestmöglichen Kontrast zum Spielfeld Rechnung trägt.
Fans können dann in ihrer Anschaffungsfreude unter mehreren Trikots ihrer Lieblingsfußballer wählen. Im besten Falle erwerben sie ein Trikot aus dem Spiel, bei dem ihnen ihr Idol am besten gefallen hat. Es versteht sich von selbst, dass jeder Spieler jedes Trikot pro Saison nur einmal trägt.  Das ist nicht nur modebewusst, sondern multipliziert die Merchandisingmöglichkeiten ins Unenrmeßliche. Außerdem werden die mentalen Fähigkeiten der Fans herausgefordert, die jetzt ein ungleich besseres Gedächntis brauchen, welches Trikot wann getragen worden ist. Spiele werden so zu Statements der Einmaligkeit und Vergänglichkeit, quasi ein Memento-Tore statt Mememto-Mori.
Nur der Schiedsrichter kann bleiben, wie er ist. Nein, besser noch, auf den können wir ganz verzichten. Algorhithmen können das mittlerweile besser als ein Mensch, außerdem haben wir unsere Sensoren, Aktoren, Webcams und Drohnen, die das Spielfeld überfliegen.  Unbestechlich wacht der Computer über das Einhalten der Regeln und trifft Entscheidungen anhand vorliegender und unwiderlegbarer Beweise. Drohnen überbringen den Spielern die Entscheidung, auch rote und gelbe Karten.
In Zukunft sollte es auch grüne Karten geben. Grüne Karten gibt es für meisterhafte Dribbelarbeit, gekonnte Pässe oder Einlagen, die das Fan-Herz höher schlagen lassen. Mit einer grünen Karte kann ich die gelbe Karte eines anderen Spielers meiner Mannschaft rückgängig machen.  "Gut" und "schlecht" gleichen sich so in in echter Teamarbeit aus.

Das könnte Sie auch interessieren

News zum Thema

Fans
Zum Artikel "Vision 2030 "

Welche utopischen Ziele könnte der DFB in den Bereichen Talentförderung und Ausbildung von Trainer*innen in den nächsten 10 Jahren erreichen? Mit dieser Frage beschäftigt sich die Fußball-Utopie von Martin Hammel.

Weiterlesen
Fans
Zum Artikel "Das 3 Punkte Konzept der UEFA "

In der Fußball-Utopie von Alexander Dörrie greifen unter anderem eine europaweit verpflichtende 50+1 Regel und die Deckelung der Fernsehgelder. So soll der Abstand zwischen Top-Klubs und kleinen Vereinen verringert und der Wettbewerb wieder spannend werden.

Weiterlesen
Fans
Zum Artikel "Der Fußball gehört den Proles"

Andreas Steinhauer schaut Fußballspiele nur noch vor Ort in den Stadien oder auf profanen Sportplätzen. TV und Internet lässt er außen vor. In seiner Fußball-Utopie geht es um eine gesamtheitliche Veränderung des Fußballs durch faire Wettbewerbe, Gleichberechtigung und Solidarität in sportlicher, wirtschaftspolitischer und sozialer Hinsicht.

Weiterlesen
Fans
Zum Artikel "Und jährlich grüßt das Murmeltier"

Lars Schwebel drückt in seiner Fußball-Utopie den Reset-Knopf. Am Ende jeder Bundesligasaison werden alle Spieler vereinslos. Danach finden 25 Wahl-Runden statt, in denen sich die Vereine nacheinander Spieler aussuchen. Das schlechteste Team der vergangenen Saison darf beginnen, während das beste Team zum Schluss wählen darf.

Weiterlesen
Fans
Zum Artikel "Streaming-Portal für die 1., 2. und 3. Liga"

In der Fußball-Utopie von Hendrik Mielke löst das Sofa - bedingt durch Corona - die Sitzschale ab. Ein Streamingportal, das alle Spiele überträgt, soll günstig für Fans und rentabel für die Profi-Vereine sein.

Weiterlesen
Fans
Zum Artikel "Fußball-Utopie im Jahre 2225"

In ihrer "Fußball-Utopie aus dem Jahre 2225" beschreiben die Schüler*innen des Projekts "Bessermacher" des Essener Chancen e.V. einen Traum, in dem dank telepathischer Fähigkeiten Millionen Menschen gleichzeitig Fußball spielen können.

Weiterlesen
Fans
Zum Artikel "Bunte Liga Europa"

In Eric Spannaus Fußball-Utopie wird Realität, was jetzt schon zu sehen ist: München, Dortmund und Leipzig spielen in einer anderen Liga. Der Rest misst sich in einem neu gestalteten und spannenden Wettbewerb, der "Bunten Liga".

 

Weiterlesen
Fans
Zum Artikel "Alle Geschlechter in einem Team"

In ihrer Fußball-Utopie entwerfen Sarah Simpfendörfer und Michael Postl ein Wettbewerbssystem, bei dem außschließlich geschlechtergeschmischte Teams gegeneinander antreten. Das Ziel: Mehr Frauen auf dem Platz und in der Kurve.

Weiterlesen
Platz 3Fans 2020
Fans
Zum Artikel "Ultras' Paradise "
Platz 3  easyCredit-Fanpreis 2020 

Markus Urban und Ingmar Reither haben ein alternatives Hygienekonzept für Fans im Stadion ersonnen. In ihrer Fußball-Utopie errichten sie eigenständige und isolierte Fan-Siedlungen, deren Bewohner*innen bis zum Ende der Saison keinerlei physischen Kontakt zur Außenwelt haben dürfen.

Weiterlesen
Fans
Zum Artikel "Fußball ist für Alle da – Wirklich!? "

Menschen mit Behinderung können zwar ins Stadion aber nicht auf den Platz. In der Fußball-Utopie von Maximilian Mohr ist das anders. In jeder Startelf soll eine gewisse Anzahl an Spielern mit Behinderung stehen.

Weiterlesen
Fans
Zum Artikel "Wir sind Fußball - Eine Bolzplatz-Initiative"

Christian Kalinke träumt von einer Rückbesinnung auf das Wesen des Fußballs. In einer utopischen Beschreibung der Zukunft listet er auf, welche ökologischen, ökonomischen und sozialen Fortschritte Fußball in der Gesellschaft vorantreiben könnte.

Weiterlesen
Platz 4Fans 2020
Fans
Zum Artikel "Fußball für alle! - Ein Traum von inklusiver Fankultur"
Platz 4  easyCredit-Fanpreis 2020 

Die Faninitiative "Alle zusammen – voran 03!" träumt von einem perfekten Fußball-Tag für schwerbehinderte Menschen. Sie zeigen dabei die zahlreichen Barrieren auf, die viele Menschen am Stadionbesuch und der gleichberechtigten Teilhabe am Stadionerlebnis hindern.

Weiterlesen
Fans
Zum Artikel "Fußball-Utopie von Sebastian und Patrick Brune"

Sebastian und Patrick Brune wollen die horrenden Summen des kommerzialisierten Fußballs umleiten. In ihrer Fußball-Utopie beschreiben sie, wie soziale und ökologische Projekte aus der Region von den Transferausgeben der Profi-Clubs profitieren.

Weiterlesen
Platz 1Fans 2020
Fans
Zum Artikel "Den Fußball denen, die ihn lieben – Eine Fußballutopie "
Platz 1  easyCredit-Fanpreis 2020 

Der Verein Gesellschaftsspiele Berlin e.V. entwirft mit den Fußballspielerinnen Greta Budde und Petra Landers die Fußball-Utopie eines alternativen Fußballverbands, dessen Mitglieder genossenschaftlich organisiert sind.

Weiterlesen
Fans
Zum Artikel "Mutopia"

Der Fußball sollte die Gleichberechtigung der Geschlechter konsequenter umsetzen, fordert Stefan Morlock. In seiner Fußball-Utopie von einem revolutionierten Ligen-System wird deshalb die Zweiteilung in Männer- und Frauenteams aufgehoben.

Weiterlesen
Fans
Zum Artikel "Die Skills Liga"

Einen neuen Turniermodus, der sich aus 12 unterschiedlichen Wettkampfformen zusammensetzt, entwirft Ulf Schnerrer in seiner Fußball-Utopie. Kleinteams sollen sich in vielseitigen Disziplinen des Fußballs miteinander messen. Nur die Mischung aus individuellen Topleistungen und Teamplay ebnet den Weg zum Erfolg.

Weiterlesen
Fans
Zum Artikel "Ein Hilfeschrei"

Den längeren Verbleib von Spielern in ihren Heimatvereinen wünscht sich Lukas Dänzer im Jugend- wie im Profifußball. Gehaltsobergrenzen und Wechsel erst ab der C-Jugend sieht er dafür als Ansatzpunkte.

Weiterlesen
Fans
Zum Artikel ""Der Traum vom schönen Spiel""

Klaus Hansens Fußball-Utopie besteht darin, dem Schreiben über Fußball mittels experimenteller Poesie eine dem Spiel angemessene Ästhetik zu verleihen.

Weiterlesen
Fans
Zum Artikel ""Eine neue Liga ist wie ein neues Leben""

Eine Ligareform nach Vorbild der NFL stellt Ralf Panzer zur Diskussion – inklusive Gehaltsobergrenzen, gerechter Geldverteilung und mit insgesamt 40 auf Konferenzen und Divisionen verteilten Vereinen.

Weiterlesen
Cookies verwalten