Fans Fanpreis

Wir sind Fußball - Eine Bolzplatz-Initiative

Christian Kalinke träumt von einer Rückbesinnung auf das Wesen des Fußballs. In einer utopischen Beschreibung der Zukunft listet er auf, welche ökologischen, ökonomischen und sozialen Fortschritte Fußball in der Gesellschaft vorantreiben könnte.

Mit der Fußball-Utopie "Wir sind Fußball - Eine Bolzplatz-Initiative" bewirbt sich Christian Kalinke um den mit bis zu 5.000 Euro dotierten easyCredit-Fanpreis 2020. Bewerbungen waren bis zum 31. August 2020 möglich. Alle Informationen zur Teilnahme am Wettbewerb "Fußball-Utopie des Jahres"

Wir sind Fußball - Eine Bolzplatz-Initiative (von Christian Kalinke)

Wie war das nochmal mit dem Fußball in den ersten 20 Jahren unseres Jahrtausends. Größer, besser, schneller. Immer mehr, immer kommerzieller. Mediale Dauererregung, überbordende Spieler-Gehälter, astronomische Transfersummen, Fanausschreitungen, Rassismus und jede Menge Zombies, die sich am Fußball bereichern wollen. Wenn dann ein geschlossenes System wie der Fußball durch eine pandemische Krise ins Wanken gerät, kann man es mit allen Sinnen vernehmen. Leere Fußball-Plätze, gruselige Geisterspiele, Bälle mit Plastik überzogen, natürlich desinfiziert, Trikots aus Kunstfaser, selbstverständlich geruchsneutral. Die Ware Fußball verkommt. Fans werden zu handelsüblichen Konsumenten, um Spiele im TV zu kaufen, Trikots zu Weihnachten oder Eintrittskarten für die Spiele im Stadion.

Plötzlich und unerwartet kommen an einem versteckten Bolzplatz Menschen zusammen, die man gewiss nicht der typischen Fußball-Anhängerschaft zuordnen würde. Junge Mütter mit ihren Kindern, ein Rentner mit seinen Enkeln sowie ein paar Jugendliche mit Migrationshintergrund, die gerade nichts Besseres zu tun haben. Beim Betrachten der zwanglos und vergnügt kickenden Kinder kommen sie ins Gespräch. Welche Freude, diesen unverdorbenen Kindern zuzusehen, sagt eine der Mütter. Das Treiben hier auf dem Platz, erinnert den Rentner an seine Kindheit. Oh dieser unnachahmliche Geruch aus Grass, Schweiß und Erde. Ich denke, am Bolzplatz mehr fürs Leben gelernt zu haben, als in der Schule. Da hast du Recht Bruder, meint einer der türkischstämmigen Jugendlichen. Kicken ist besser, als in der Schule rumzuhängen. Naja, junger Herr. Schule muss schon sein. Aber, du hast schon recht. Fußball ist Lebensschule. Jedes Kind sollte das Recht auf einen Fußball haben. Dies der Einwurf eines akademisch wirkenden Zaungastes, der zufällig des Weges kam und das Gespräch am Bolzplatz verfolgt hatte. Nachdenkliches Schweigen! Dann der vielstimmige Aufruf. Der Fußball muss wieder enkeltauglicher werden. Wir wollen die Rückbesinnung auf das Wesen und die Sinne des Fußballs. Lasst uns wieder sehen, wie buntes Leben kickt. Befreit die Ur-Laute des Fußballs. Zurück zu natürlichen Materialien. Gras und Erde muss zu riechen sein. Und bitte gebt uns unsere Bratwurst zurück. Ja so soll es sein. Eine Graswurzel-Bewegung entsteht. Mit Vielfalt im Kernteam. Achtsam die Sinne schärfend. Ohne moralische Überhöhung. Einfach den Gesetzen des Bolzplatzes folgend, wo die Teams mit Liebe zum Fußball, Fairness und Teamgeist am Ende immer siegreich von Platz gegangen sind.

10 Jahre später! Im ganzen Land haben sich Bolzplatz-Bewegungen mit dem Namen "Wir sind Fußball" etabliert. Menschen, jeglichen Alters, jeglicher Herkunft und jeglichen Geschlechts arbeiten an der Zukunftsfähigkeit des Fußballs. Sie agieren flexibel, dezentral und selbstverantwortlich, sind aber auch landesweit organisiert. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft können das Wirken dieser Gruppe nicht mehr ignorieren. Die Bolzplatz Bewegungen werden sozusagen systemrelevant. Kaum einer kann sich dem Zauber entziehen, der in der Wiederentdeckung des echten und natürlichen Fußballs inne liegt. Der Beitrag der zahlreichen Bolzplatz-initiativen geht sogar über den Fußball hinaus und trägt zur ökologischen, ökonomischen und vor allem sozialen Umgestaltung der Gesellschaft bei.

Warum das so ist, zeigen folgende Beispiele:

Ökologie – Der Einfluss der Bolzplatz-Initiativen ist so stark, dass die politischen Entscheidungsträger

- Grüne Energie und energetische Verbesserungen der Infrastruktur
- Klimaneutrale Mobilität
- Fair gehandelte und natürliche Sportausrüstung und -materialien sowie
- Regionale und saisonale Essens- und Getränkeversorgung signifikant subventionieren müssen.

Ökonomie – Die Bolzplatz-Initiativen entwickeln zahlreiche Ideen, um im Breitensport des Fußballs nachhaltiger zu wirtschaften:

- Eine Solidarabgabe Fußball wird Gesetz
- Es entsteht eine Einkaufsgenossenschaft
- Sponsoren können mit der Marke "Wir sind Fußball" werben
- Merchandising Programme werden aufgelegt und
- Wirtschaftsprüfer/Steuerberater müssen ein kostenfreies fußballbezogenes Mandat vorweisen

Soziales – Das Zertifikat "Wir sind Fußball" wird Sozialstandard

- Fußballteams müssen Vielfalt (Alter, Geschlecht, Herkunft) beweisen
- Es entstehen Loveparades verfeindeter Klubs
- Ehrenamtliche im Fußball bekommen Vorteile (Startchancen, Gratistickets, Rabatte)
- Es werden Bolzplatz-Awards aufgelegt (z.B. der "Wir sind Fußball" Oskar) und
- Beiträge zur Inklusion sind Voraussetzung für Fördergelder

Bleibt nur noch, mit der berühmten Fanansage: "You‘ll never walk alone" zu enden. Gemeinsam, mit der Idee des sinngeführten Fußballs im Herzen, kann Großes entstehen.

Das könnte Sie auch interessieren

News zum Thema

Fans
Zum Artikel "Das schöne Spiel"

Fußball ist eine Kunst. Um diesem ästhetischen Anspruch gerecht zu werden, werden in Oliver Tissots Fußball-Utopie die Spielfelder bunt eingefärbt, grüne Karten für schöne Dribblings vergeben und die Trikots zu Designer-Stücken.

Weiterlesen
Fans
Zum Artikel "Vision 2030 "

Welche utopischen Ziele könnte der DFB in den Bereichen Talentförderung und Ausbildung von Trainer*innen in den nächsten 10 Jahren erreichen? Mit dieser Frage beschäftigt sich die Fußball-Utopie von Martin Hammel.

Weiterlesen
Fans
Zum Artikel "Das 3 Punkte Konzept der UEFA "

In der Fußball-Utopie von Alexander Dörrie greifen unter anderem eine europaweit verpflichtende 50+1 Regel und die Deckelung der Fernsehgelder. So soll der Abstand zwischen Top-Klubs und kleinen Vereinen verringert und der Wettbewerb wieder spannend werden.

Weiterlesen
Fans
Zum Artikel "Der Fußball gehört den Proles"

Andreas Steinhauer schaut Fußballspiele nur noch vor Ort in den Stadien oder auf profanen Sportplätzen. TV und Internet lässt er außen vor. In seiner Fußball-Utopie geht es um eine gesamtheitliche Veränderung des Fußballs durch faire Wettbewerbe, Gleichberechtigung und Solidarität in sportlicher, wirtschaftspolitischer und sozialer Hinsicht.

Weiterlesen
Fans
Zum Artikel "Und jährlich grüßt das Murmeltier"

Lars Schwebel drückt in seiner Fußball-Utopie den Reset-Knopf. Am Ende jeder Bundesligasaison werden alle Spieler vereinslos. Danach finden 25 Wahl-Runden statt, in denen sich die Vereine nacheinander Spieler aussuchen. Das schlechteste Team der vergangenen Saison darf beginnen, während das beste Team zum Schluss wählen darf.

Weiterlesen
Fans
Zum Artikel "Streaming-Portal für die 1., 2. und 3. Liga"

In der Fußball-Utopie von Hendrik Mielke löst das Sofa - bedingt durch Corona - die Sitzschale ab. Ein Streamingportal, das alle Spiele überträgt, soll günstig für Fans und rentabel für die Profi-Vereine sein.

Weiterlesen
Fans
Zum Artikel "Fußball-Utopie im Jahre 2225"

In ihrer "Fußball-Utopie aus dem Jahre 2225" beschreiben die Schüler*innen des Projekts "Bessermacher" des Essener Chancen e.V. einen Traum, in dem dank telepathischer Fähigkeiten Millionen Menschen gleichzeitig Fußball spielen können.

Weiterlesen
Fans
Zum Artikel "Bunte Liga Europa"

In Eric Spannaus Fußball-Utopie wird Realität, was jetzt schon zu sehen ist: München, Dortmund und Leipzig spielen in einer anderen Liga. Der Rest misst sich in einem neu gestalteten und spannenden Wettbewerb, der "Bunten Liga".

 

Weiterlesen
Fans
Zum Artikel "Alle Geschlechter in einem Team"

In ihrer Fußball-Utopie entwerfen Sarah Simpfendörfer und Michael Postl ein Wettbewerbssystem, bei dem außschließlich geschlechtergeschmischte Teams gegeneinander antreten. Das Ziel: Mehr Frauen auf dem Platz und in der Kurve.

Weiterlesen
Platz 3Fans 2020
Fans
Zum Artikel "Ultras' Paradise "
Platz 3  easyCredit-Fanpreis 2020 

Markus Urban und Ingmar Reither haben ein alternatives Hygienekonzept für Fans im Stadion ersonnen. In ihrer Fußball-Utopie errichten sie eigenständige und isolierte Fan-Siedlungen, deren Bewohner*innen bis zum Ende der Saison keinerlei physischen Kontakt zur Außenwelt haben dürfen.

Weiterlesen
Fans
Zum Artikel "Fußball ist für Alle da – Wirklich!? "

Menschen mit Behinderung können zwar ins Stadion aber nicht auf den Platz. In der Fußball-Utopie von Maximilian Mohr ist das anders. In jeder Startelf soll eine gewisse Anzahl an Spielern mit Behinderung stehen.

Weiterlesen
Platz 4Fans 2020
Fans
Zum Artikel "Fußball für alle! - Ein Traum von inklusiver Fankultur"
Platz 4  easyCredit-Fanpreis 2020 

Die Faninitiative "Alle zusammen – voran 03!" träumt von einem perfekten Fußball-Tag für schwerbehinderte Menschen. Sie zeigen dabei die zahlreichen Barrieren auf, die viele Menschen am Stadionbesuch und der gleichberechtigten Teilhabe am Stadionerlebnis hindern.

Weiterlesen
Fans
Zum Artikel "Fußball-Utopie von Sebastian und Patrick Brune"

Sebastian und Patrick Brune wollen die horrenden Summen des kommerzialisierten Fußballs umleiten. In ihrer Fußball-Utopie beschreiben sie, wie soziale und ökologische Projekte aus der Region von den Transferausgeben der Profi-Clubs profitieren.

Weiterlesen
Platz 1Fans 2020
Fans
Zum Artikel "Den Fußball denen, die ihn lieben – Eine Fußballutopie "
Platz 1  easyCredit-Fanpreis 2020 

Der Verein Gesellschaftsspiele Berlin e.V. entwirft mit den Fußballspielerinnen Greta Budde und Petra Landers die Fußball-Utopie eines alternativen Fußballverbands, dessen Mitglieder genossenschaftlich organisiert sind.

Weiterlesen
Fans
Zum Artikel "Mutopia"

Der Fußball sollte die Gleichberechtigung der Geschlechter konsequenter umsetzen, fordert Stefan Morlock. In seiner Fußball-Utopie von einem revolutionierten Ligen-System wird deshalb die Zweiteilung in Männer- und Frauenteams aufgehoben.

Weiterlesen
Fans
Zum Artikel "Die Skills Liga"

Einen neuen Turniermodus, der sich aus 12 unterschiedlichen Wettkampfformen zusammensetzt, entwirft Ulf Schnerrer in seiner Fußball-Utopie. Kleinteams sollen sich in vielseitigen Disziplinen des Fußballs miteinander messen. Nur die Mischung aus individuellen Topleistungen und Teamplay ebnet den Weg zum Erfolg.

Weiterlesen
Fans
Zum Artikel "Ein Hilfeschrei"

Den längeren Verbleib von Spielern in ihren Heimatvereinen wünscht sich Lukas Dänzer im Jugend- wie im Profifußball. Gehaltsobergrenzen und Wechsel erst ab der C-Jugend sieht er dafür als Ansatzpunkte.

Weiterlesen
Fans
Zum Artikel ""Der Traum vom schönen Spiel""

Klaus Hansens Fußball-Utopie besteht darin, dem Schreiben über Fußball mittels experimenteller Poesie eine dem Spiel angemessene Ästhetik zu verleihen.

Weiterlesen
Fans
Zum Artikel ""Eine neue Liga ist wie ein neues Leben""

Eine Ligareform nach Vorbild der NFL stellt Ralf Panzer zur Diskussion – inklusive Gehaltsobergrenzen, gerechter Geldverteilung und mit insgesamt 40 auf Konferenzen und Divisionen verteilten Vereinen.

Weiterlesen
Cookies verwalten