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Barrierefreiheit – ohne Wenn und Aber!

In Florian Schneiders Fußball-Utopie wird allen Zuschauerinnen und Zuschauern, unabhängig von deren Beeinträchtigung, ein umfassendes Stadionerlebnis ermöglicht.

Mit der Fußball-Utopie "Barrierefreiheit – ohne Wenn und Aber!" bewirbt sich Florian Schneider um den mit bis zu 5.000 Euro dotierten easyCredit-Fanpreis 2020. Bewerbungen waren bis zum 31. August 2020 möglich. Alle Informationen zur Teilnahme am Wettbewerb "Fußball-Utopie des Jahres"

Barrierefreiheit – ohne Wenn und Aber! (von Florian Schneider)

"Der Fußball ist für alle da, unabhängig von Alter, Fähigkeiten, Rasse, Glaube oder sexueller Orientierung", so schreibt es die UEFA auf ihrer Homepage. Ein tolles Statement, dass allen Menschen einen Zugang zur populärsten Sportart der Welt schafft (schaffen soll). Aber ist das wirklich so? Oder ist genau diese Aussage, dass jeder Mensch unabhängig seines Aussehens, körperlichen Beeinträchtigung und Glaube ein "Teil des Ganzen ist", nicht in Wirklichkeit ein wenig "Wunschdenken"?
In meiner Utopie ist es vor allem den über vier Millionen fußballbegeisterten Menschen mit Behinderungen möglich, zu jeder Zeit und an jedem Ort ein Stadion zu besuchen, Spiel live im Stadion mit zu erleben. OHNE, dass sie auf bestimmten "Behinderten-Plätze" die Partie verfolgen müssen. OHNE die vorherige Anmeldung, bei der sich gehandicapte Menschen bei Vereinen Tage im Voraus ankündigen müssen und ihnen jegliche Möglichkeiten einer spontanen Entscheidung genommen werden. Meine Vision sieht vor, dass jeder Zuschauer, unabhängig seiner Beeinträchtigung, der Zugang zu allen Bereichen, und dadurch ein umfassendes Stadionerlebnis ermöglicht wird. 
Kurz um: Vollumfängliche Barrierefreiheit ohne Differenzierung! Ein Blick in die Stadien der drei Bundesligen zeigt, dass mit der Schaffung von Rollstuhlfahrerplätzen, Blindenleitsystemen, Blindenreportagen und Angebote für Gebärdensprache, erste grundlegende Schritte zur Teilhabe von Menschen mit Behinderungen unternommen wurden. Die vorliegende Utopie sieht vor, diese "Errungenschaften" auf die nächste Stufe zu heben und mit dem Vorhaben "Barrierefreiheit ohne Reservate – das inklusive Stadion" einen gesellschaftlichen Meilenstein in Sachen Teilhabe und Zugehörigkeit zu setzen. 
Kerngedanke der Utopie, der Vision, ist es die Stadien, in allen Bereichen zugänglich für alle Menschen zu machen – unabhängig ihres Handicaps. 
Vorstellbar wäre beispielsweiße das Konzept der "mobilen (De-) Montage" von Sitzen, das Bereitstellen von Audiogeräten für Blindenreportagen oder auch die Installation eines Displays, auf denen das Spiel durch Gebärdensprache kommentiert wird, in sämtlichen Zuschauerbereichen (Heimkurve, Haupttribüne, Gästeblock). Diese ermöglicht allem Menschen mit Handicap mit der Familie und/oder Freunden das Spiel GEMEINSAM zu sehen, GEMEINSAM zu jubeln, GEMEINSAM zu freuen, GEMEINSAM daran teilzuhaben.
Den Service der Blindenreportagen kann man aufwerten, indem man diese in verschiedenen Sprachen (Deutsch, Englisch etc.) anbietet und dadurch auch sehbehinderten Fans aus dem Ausland die Teilhabe ermöglicht. Gerade für Vereine die in internationalen Wettbewerben vertreten sind, ist dies wünschenswert. Zudem würden auch Länderspiele der deutschen Nationalmannschaft, die regelmäßig in unterschiedlichen deutschen Stadien stattfinden, für ein internationales Publikum zugänglich gemacht werden. Ebenfalls könnten Welt- und Europameisterschaften mit einer multilingualen Live-Blindenreportage umgesetzt werden. Im Hinblick auf die EURO2024 in Deutschland ein mehr als interessantes und wünschenswertes Projekt.
Dem fügt sich das Prinzip des Empfangs der Live-Kommentare der Blindenreporter via App auf verschiedenen mobilen Endgeräten an. Dadurch würde jeder Zuschauer flexibel in der Nutzung des Angebots werden und auch das Stadionpersonal müsste sich nicht unbedingt mit der zeitintensiven Verteilung und Einsammlung der Empfangsgeräte befassen.
In der Thematik Gebärdensprache gibt es weitere Konzepte, schwer- und/oder nichthörenden Zuschauern das Stadionerlebnis ohne Barrieren zu ermöglichen. Grundlegend wäre es erst einmal wichtig, Gebärdensprache in allen Stadionbereichen und bei allen Aktionen, nicht nur die eigentliche Partie, sondern auch die eventuelle "Stadionshow" und Interviews vor dem Spiel, zu Verfügung zu stellen.
Nachdem sich diese Utopie bisher vor allem mit dem "inklusiven Stadionplatz" befasst hat, muss selbstredend noch das "Große Ganze" betrachtet werden. Der Sitzplatz und die Angebote vor Ort können noch so inklusiv sein, wenn ein Mensch mit Handicap diesen erst gar nicht erreicht. Deshalb ist es mit der Errichtung "flexibel veränderbarer Plätze" allein nicht getan.
Schon vor und auf dem Weg zum Stadion sollten Leitsysteme und barrierefreie Informationen für behinderte Menschen installiert werden. Zudem wäre es wünschenswert, dass die Vereine einen kostenlosen, barrierefreien Transportservice für behinderte Menschen zu Verfügung stellen würden. Dadurch wäre der Stadionbesuch von Fußballfans mit Handicap nicht unbedingt an eine Begleitperson geknüpft, die ansonsten unter anderem für eine sichere Hin- und Heimreise garantiert.  
Am Stadioneingang selbst sollte es Menschen mit Handicap möglich sein, einfach und unkompliziert in das Innere zu Gelangen. Das Vorzeigen eins digitalen Tickets, welches die Bedarfe des gehandicapten Zuschauers erfasst, weiterverarbeitet und das zuständige Stadionpersonal auf seinen Besuch hinweist, sowie ein inklusiver, barrierefreier Eingang sollten an jeder Einasskontrolle, an jedem Stadionzugang standardisiert sein.
Die Wege in sämtlichen deutschen Stadien sollten ebenfalls unbedingt mit Leitsystemen versehen sein. An den Aufgängen zu den Blöcken, Rängen oder Sitzplätzen empfiehlt es sich, vor allem für Rollstuhlfahrer, aber auch Menschen höheren Alters Rampen, Geländer und Aufzüge zu errichten.
Zwingend notwendig sind zudem auch eine ausreichende Anzahl an barrierefreien, behindertengerechten Sanitäranlagen – und zwar nicht nur in sehr begrenzter Anzahl, sondern in unmittelbarer Nähe eines jeden Tribünenaufgangs. 
Das Verpflegungs- und Cateringangebot in Stadien müsste im Sinne dieser Utopie ebenso angepasst werden. Am einfachsten wäre es, dass gehandicapte Menschen eine Art "Bestellung" beim Stadionpersonal aufgeben könnten, und diese ihnen das Essen an bzw. in unmittelbarer Nähe an den Platz bringen würden. Denn, jeder der schon einmal bei einem ausverkauften Fußballspiel im Stadion war weiß es, in der Halbzeit strömt die Vielzahl der Zuschauer in Richtung Getränke- und Essensstände. Für beispielsweise blinde, taube oder gehbehinderte Menschen ist das Anstehen, das Gedränge, die Hektik und auch der Transport der erworbenen Speisen und Getränken in einer solchen Situation der blanke Horror. 
Von Vereinsseite aus sollte darauf geachtet werden, dass das Sicherheits- und Servicepersonal, im Optimalfall auch die Fanszene, im Umgang mit Menschen mit Beeinträchtigungen sensibilisiert und geschult ist.
Selbstverständlich lässt sich diese Utopie auch auf weitere gesellschaftliche Gruppen ausweiten. Damit das Stadion noch inklusiver, noch bunter wird und die Breite Gesellschaft abbildet, könnten die Stadien ebenfalls besondere Vorkehrungen für ältere Menschen, aber auch für nicht-körperlich benachteiligte Menschen (psychische & geistige Behinderung, Kinder, LGBTIQ, Migranten etc.) treffen. 
Mögen diese Gedanken & Projekte auch noch so utopisch klingen – für eine Vielzahl von Menschen wären sie eine Erleichterung und die Vermittlung der Botschaft:  
 
"Wir lassen euch nicht außen vor – Jeder der möchte, soll ein Teil von uns sein"

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