By the way
Begründung: By the way
von Oliver Fritsch
Christian Prechtl geht seit 1977 ins Neckarstadion, er ist Fan des VfB Stuttgart. Aber: Er ist kritischer Fan. Keine Stuttgarter Zeitung geht mit dem VfB so hart ins Gericht wie "By the way", Prechtls Blog, das er seit 2001 betreibt, als es noch keine Blogs gab.
Er geht ähnlich vor wie ein investigativer Journalist. Er hat sehr gute Quellen, die er nicht preisgibt. Er verfügt über Insiderkenntnisse, weil er in der verfaulten Branche des Sportbusiness gearbeitet hat. Er wird von VfB-Fans im Internet gedisst und geriet in juristische Auseinandersetzungen mit Robin Dutt, der bei ihm schlecht wegkam. Prechtl tritt aber auch auf Mitgliederversammlungen auf und brachte Führungskräfte zum Rücktritt. Der Aufsichtsratschef trat auch deswegen zurück, weil Prechtl schrieb, dass der VfB vor einem Jahr Thomas Tuchel ablehnte. Der begehrte Trainer wäre gerne zum VfB gewechselt. Es war nicht Christians Absicht, Köpfe zum Rollen zu bringen. Es war Folge seiner Arbeit. Und die Zeit gab ihm Recht: Im Mai diesen Jahres ist der VfB abgestiegen. Einer der großen deutschen Fußballvereine, bekannt für seine Nachwuchsarbeit und seine Nationalspieler, setzt seinen Niedergang fort, in dem er sich seit 2007 befindet, vielleicht sogar schon zehn Jahre länger.
Prechtl hat als Kind den letzten Aufstieg miterlebt und hofft auf eine Wiederholung. Aber er wird nicht müde, die Führungsschwäche des VfB zu beklagen, der eher von Anwälten und Beratern gelenkt wird als von sportlich kompetenten Managern. Das erfährt man als Leser von „By the way“. Und das hebt dieses Blog aus dem Meer der Fan-Blogs hervor. Die meisten kritisieren ihren Verein allenfalls an der Oberfläche, „By the way“ geht im Sinne der Sache ans Eingemachte.