„Der König aller Sports" – Walther Bensemanns Fußball-Glossen

von Bernd-M. Beyer. Nominiert für das Fußballbuch des Jahres 2008 - mit Rezension von Jürgen Kaube

http://www.werkstatt-verlag.de/?q=node/111

Bernd-M. Beyer (Hg.):

„Der König aller Sports" – Walther Bensemanns Fußball-Glossen

ISBN: 978-3-89533-603-4
Verlag Die Werkstatt, 2008
Preis 22,90 €, 256 Seiten

Verlagsinfo

Deutscher Fußball-Kulturpreis 2008
Nominierung zum Fußballbuch des Jahres

von Jürgen Kaube (F.A.Z.)

Was für Zeiten, als Sport noch einen Plural hatte. Und was waren es für Zeiten, als der Fußball noch nicht der von Intellektuellen wiederentdeckte Hang zum Populären war. Walter Bensemann – man muß den Gründer des "Kicker" in diesem Zusammenhang nicht vorstellen – entdeckte nichts wieder, er entdeckte originär.

Fußball, das war für ihn, der den Sport an der Schule kennengelernt hatte, später selber Lehrer war und auch ein wenig so schrieb, ein Spiel, das es vermochte, Arbeiter von den Wirtshäusern fernzuhalten. Er konnte sich vorstellen, daß es Fußball ohne absichtliche Fouls gibt. Auf dem Platz war für ihn die Gesellschaft, so glaubte er in England, wo er zeitweilig lebte, zu erkennen, kein Klassenkampf mehr. Das Wort „ethisch" fällt in seinen Artikeln, Fußball ist hier auch immer eine Einstellung. Wir sind in der Epoche zwischen 1910 und 1933, in der die Völkerverständigungsideale sich auch an den Sport hefteten, weil dieser gerade dabei war, sich weltweit auszubreiten.

Was für ein honoriger Irrtum! Bensemann schreibt über Länderspiele und anschließende Besäufnisse, über den lateinamerikanischen Fußballstil, dem man ansehe, daß die Leute den Fußball liebten, und über die Wiener Kultur, beim Spiel die Knochen und manchmal auch die Muskeln zu schonen. Eigentlich schreibt er über Fußball, als wäre es Cricket, als sollte es jedenfalls so viel wie möglich von Cricket haben. Dem folgt sein leicht feuerzangenbowlenhafter Ton bürgerlichen Genießertums.

Die schönste Wendung hat der Kollege Hieber in seiner Rezension des Bandes herausgezogen: „Lieblich fluten Hering und Sardine in dem Lethestrom vierzigprozentigen Aquavits". Wer es also gern schnörkellos hat, wird hier nicht bedient. Für alle anderen hat der Herausgeber und Bensemann-Biograph, Bernd-M. Beyer, unter den Hunderten von Beiträgen Bensemanns aus dem "Kicker" sehr klug ausgewählt: Man hält eine echte Charakteristik in Händen, ein Dokument nicht nur einer bewegenden Zeit von Anfängen, aus denen nichts wurde, einer "lost cause", sondern auch einer noblen Person.

Das könnte Sie auch interessieren

News zum Thema

Geschichte
Zum Artikel ""Die Urländerspiele""

Als Urländerspiele gelten heute die ersten Begegnungen deutscher Auswahlmannschaften gegen die aus dem Mutterland des Fußballs. Wie weit der hiesige Fußball von der Weltspitze entfernt war, zeigt der vierte (und letzte) Teil Bernd-M. Beyers Reihe über Walther Bensemann und die ersten internationalen Spiele.

Weiterlesen
Geschichte
Zum Artikel ""Reise zum 'Erzfeind'""

Deutschland und Frankreich trafen sich lange meist mit den Waffen - Walther Bensemann setzte sich dagegen für verbindende sportliche Wettkämpfe ein. Heute selbstverständlich, war es 1898 fast undenkbar. Der dritte Teil von Bernd-M. Beyers Reihe zu den ersten internationalen Fußballspielen.

Weiterlesen
Geschichte
Zum Artikel ""Die Karlsruher Kickers""

Mit der "Kontinentalmeisterschaft" hatte Walther Bensemann schon 1894 ambitionierte Pläne. Spielort war Karlsruhe - welche Teams am Ende dabei waren, berichtet Bernd-M. Beyer im zweiten Teil seiner Reihe über die ersten internationalen Spiele mit deutscher Beteiligung.

Weiterlesen
Geschichte
Zum Artikel ""Die Schweiz-Connection""

1893 begann Walther Bensemann mit der Organisation der ersten internationalen Fußballspiele mit deutscher Beteiligung - gegen teils starke Widerstände nationaler Kräfte. Im ersten Teil der Reihe von Bernd-M. Beyer geht es um die besonderen Beziehungen Bensemanns in die Schweiz und das allererste Spiel gegen ein Team aus Lausanne.

Weiterlesen
Geschichte
Zum Artikel ""Die Urländerspiele""

Als Urländerspiele gelten heute die ersten Begegnungen deutscher Auswahlmannschaften gegen die aus dem Mutterland des Fußballs. Wie weit der hiesige Fußball von der Weltspitze entfernt war, zeigt der vierte (und letzte) Teil Bernd-M. Beyers Reihe über Walther Bensemann und die ersten internationalen Spiele.

Weiterlesen
Geschichte
Zum Artikel ""Reise zum 'Erzfeind'""

Deutschland und Frankreich trafen sich lange meist mit den Waffen - Walther Bensemann setzte sich dagegen für verbindende sportliche Wettkämpfe ein. Heute selbstverständlich, war es 1898 fast undenkbar. Der dritte Teil von Bernd-M. Beyers Reihe zu den ersten internationalen Fußballspielen.

Weiterlesen
Geschichte
Zum Artikel ""Die Karlsruher Kickers""

Mit der "Kontinentalmeisterschaft" hatte Walther Bensemann schon 1894 ambitionierte Pläne. Spielort war Karlsruhe - welche Teams am Ende dabei waren, berichtet Bernd-M. Beyer im zweiten Teil seiner Reihe über die ersten internationalen Spiele mit deutscher Beteiligung.

Weiterlesen
Geschichte
Zum Artikel ""Die Schweiz-Connection" "

Vor 125 Jahren begann Walther Bensemann mit der Organisation der ersten internationalen Fußballspiele mit deutscher Beteiligung - gegen teils starke Widerstände nationaler Kräfte. Im ersten Teil der Reihe von Bernd-M. Beyer geht es um die besonderen Beziehungen Bensemanns in die Schweiz und das allererste Spiel gegen ein Team aus Lausanne.

Weiterlesen
Geschichte
Zum Event "Zurück zu den Wurzeln"

Zum Erinnerungstag im Deutschen Fußball erinnert der FC Bayern München an sein Gründungsmitglied. Mit den Akademie-Mitgliedern Bernd M. Beyer, Andreas Wittner und Jörg Jakob aus der Jury des Walther-Bensemann-Preises.

Weiterlesen
Cookies verwalten