Eine Klasse für sich
Als Wiener Fußballerinnen einzig in der Welt warenRezension: Eine Klasse für sich
Thomas PöltlDie Anzahl an Fußballbuchpublikationen nimmt Jahr für Jahr zu. Alle Genres wollen bedient werden, von Kinder- und Jugendliteratur, Belletristik, Biografien, Vereinschroniken, Sachbücher über Training und Taktik, über die soziale und gesellschaftspolitische Rolle des Fußballs bis hin zur geschichtlichen Aufarbeitung. In Relation dazu gibt es wenig Bücher über Frauenfußball, über Frauenfußball in Österreich schon gar nicht. "Eine Klasse für sich" leistet diesbezüglich Pionierarbeit:
Der deutsche Religionslehrer, Fußballtrainer und Autor Helge Faller, der seit Jahren in Bibliotheken und Archiven über Frauenfußball recherchiert und die Ergebnisse in seinem Fachverlag für die Geschichte des Frauenfußballs "Les Sports et la Femme" publiziert und der österreichische Kulturwissenschaftler und Sporthistoriker Mattias Marschik begeben sich in ihrem Buch auf die Suche nach den Anfängen und die ersten Entwicklungen des Frauenfußballs in Wien. In jahrelanger Arbeit sammelten sie Zeitungsberichte, Archivmaterial und Fotos aus privaten Sammlungen, um diese dann in "Eine Klasse für sich" zu veröffentlichen. Im Zentrum der Untersuchungen stehen dabei die Jahre 1935-1938, als es trotz des Widerstands des ÖFB gelang, einen Meisterschaftsbetrieb für Frauenfußball zu etablieren, was weltweit einzigartig war. Wichtige Protagonist*innen werden portraitiert, die Berichterstattung analysiert und es wird der Frage nachgegangen, warum es die Blüte des österreichischen "Damenfußballsports" gerade in der Zeit des Austrofaschismus gab.
Ein ausführlicher Statistikteil runden dieses großformatige, wunderschön gestaltete Buch ab, das schon jetzt als Standardwerk des österreichischen Frauenfußballs gilt.