Das Recht zu kicken
Die Geschichte des Schweizer Frauenfußballs (2024/2025)
Rezension: Das Recht zu kicken. Die Geschichte des Schweizer Frauenfußballs
Ronny BlaschkeDie ersten Spielerinnen des Schweizer Fußball-Nationalteams betrachteten sich 1970 nicht als Feministinnen. Sie wollten nur das machen, was Männer seit mehr hundert Jahren durften: Grätschen, Flanken schlagen, beim Torjubel die Fäuste ballen. Diese Pionierinnen spielten anfangs in ausgemusterten Männertrikots. Einige von ihnen mussten Spiele absagen, weil die Reisekosten zu hoch waren oder sie in der Familie gebraucht wurden.
"Das Recht zu kicken". Mit diesem Titel überschreiben die Historikerin Marianne Meier und die Geschlechterforscherin Monika Hofmann ihr Buch, das wesentlich mehr bietet als, so der Untertitel, "die Geschichte des Schweizer Frauenfussballs". Die Autorinnen lassen Spielerinnen aus unterschiedlichen Generationen zu Wort kommen, in Interviews, die sie auch als Podcast veröffentlicht haben. Und sie blicken auf die Gegenwart, etwas in England, Deutschland und in den USA.
Das Buch ist keine Chronik, keine akademische Abhandlung. Monika Hofmann und Marianne Meier bieten Kontexte zu Themen, die man in dieser Genauigkeit über den Fußball der Frauen selten liest: zu Sponsoring und Medienpräsenz, zu Aktivismus und jungen Müttern auf dem Weg zurück in den Spitzensport.
Die Schweiz ist wohlhabend, hat pro Kopf das dritthöchste Bruttoinlandsprodukt der Welt. Doch in der Rangliste des Weltwirtschaftsforums zur Geschlechtergerechtigkeit belegt das Land nur Platz 17. Marianne Meier und Monika Hofmann analysieren, wie veraltete Strukturen auf den Sport abstrahlen. Als einer der letzten Nationalverbände Europas hat der Schweizerische Fußballverband erst 2024 Frauen in seinen Vorstand aufgenommen.
"Das Recht zu kicken" ist nicht anklagend, destruktiv oder auf der Suche nach Mitleid. Nein, es quillt von Beispielen und Ideen für mehr Gleichstellung fast über. Ein wegweisendes Buch, das die Geschichte würdigt und den Fortschritt feiert.