Fußball ist nicht das Wichtigste im Leben – es ist das Einzige
(2008/2009)Der Titel des Buchs ist einfach genial: „Fußball ist nicht das Wichtigste im Leben. Es ist das Einzige“. Doch wie kommt man ausgerechnet als VfL Bochum-Fan auf so eine Redewendung? Ein ewiges Leben ohne Triumphe und Pokale. Immer kurz vor dem Abgrund stehend. Für so einen Menschen muss es doch etwas Wichtigeres im Leben geben als den Fußball?
Gibt es anscheinend aber nicht. Und das ist auch gut so. Denn sonst hätte Redelings sicherlich nicht ein so unterhaltsames Buch über die Liebe zu unserem Sport geschrieben. Den Autor und Filmemacher (u.a. zwei Dokumentationen über seinen Verein) kenne ich noch aus meiner Zeit in Bochum. Seine „fußballkulturellen Abende“ sind dort von der Presse bereits zum „Kult“ erhoben worden, weil Redelings es versteht, den Fußball auf eine Art und Weise zu präsentieren, der ihn wieder näher an die Leute heranrückt. Die „Stars“, die dort auftreten und von denen er in seinem Buch äußerst pointiert erzählt, erscheinen „menschlich“. Etwas, das sicherlich in den letzten Jahren in unserem Business hier und da auf der Strecke geblieben ist.
Viele der kleinen Geschichten, die Redelings in irgendwelchen „verblichenen Sportjournalen“ ausgegraben, von aktuellen und Ex- Fußballern berichtet bekommen oder selber erlebt hat, kannte selbst ich noch nicht. Und wie er über Wolf-Dieter Ahlenfelder erzählt, klingt das liebevoll, auch wenn die Anekdote vom „vergesslichen“ Ex- Schiedsrichter eigentlich tragisch scheint: „Quatsch“, erwiderte mit fester Stimme am anderen Ende der Leitung einer der besten Schiedsrichter, die je in der Bundesliga gepfiffen haben, „egal, was der Ahlenfelder gesagt hat, er steht dazu.“ Sein Freund und Bochumer Kollege Frank Goosen, der in dem Buch in verschiedenen (komischen) Momenten selbst auftaucht, hat hinten auf dem Cover über „Fußball ist nicht das Wichtigste ...“ gesagt: „So authentisch, so präzise beobachtet und noch dazu so ungemein witzig hat seit Nick Hornby kaum einer über Fußball geschrieben.“ Man möchte ergänzen: Außer ihm selbst vielleicht. Doch diesem fachmännischen Urteil kann ich mich nur mit einer herzlichen Empfehlung und Bitte anschließen: Lasst Ben Redelings, stellvertretend für seinen sympathischen VfL, endlich den ersten richtigen Titel nach Bochum holen!