Der Fußball braucht Schiedsrichter. Als Spielleiter. Als neutral Urteilende. Aber vor allem: als Sündenböcke. Diejenigen, die unsere Wut auffangen, die sich doch eigentlich gegen die eigene Mannschaft richten sollte; gegen das verlorene Spiel, von mir aus gegen das Schicksal.
Patrick Ittrich ist Schiedsrichter. Und er hat ein Buch geschrieben, an das jeder Fußballfan denken sollte, bevor er wieder zum Rundumschlag gegen die Unparteiischen ansetzt. Das jeder Fußballkommentator gelesen haben sollte, bevor er zum vorschnellen Urteil über den VAR ausholt.
Patrick Ittrich ist eine Liebeserklärung an den Schiedsrichter gelungen. Aber nicht nur das. Er schafft es, dass wir, die Fans, diese Liebe teilen. Selbstironisch, locker und konsequent: So wie Ittrich auf dem Platz wirkt, so liest sich auch dieses Buch. Wir bekommen einen Einblick in die Schiri-Kabine vor dem Spiel. In die Kommunikation mit dem VAR. In den Kopf des Schiedsrichters, nachdem er eine Fehlentscheidung getroffen hat. Wir teilen die Euphorie nach einem hervorragend geleiteten Spiel. Und schämen uns ein bisschen für uns selbst, wenn wir miterleben, wir sehr auch ein Unparteiischer nach einer schwachen Leistung mit sich hadert.
Patrick Ittrich macht den Schiedsrichter zu einem Menschen. Zu einem Leistungssportler, der wie jeder Spieler Fehler macht, doch der jeden Tag aufs Neue den Platz betritt, um eine Topp-Leistung abzurufen. Mitunter erwischt man sich bei der Lektüre nicht nur verständnisvoll nicken. Sondern selbst bei der Frage, ob man nicht auch mal einen Schiri-Schein machen sollte.
Schade um die Sündenböcke.