Ich, Dante
Aus armen Verhältnissen in Brasilien zum FC Bayern München (2013/2014)Die Rezension zur Nominierung
Hans BöllerDas Mineiraço ist noch in bester Erinnerung (oder eben, so man Brasilianer ist, in schlechtester), für den armen Dante war jenes „Einszusieben“ der einzige Einsatz bei der Heim-WM – aber natürlich erfolgte die Nominierung von "Ich, Dante" nicht aus Mitleid, wiewohl man es schon hatte, speziell mit Dante. Er ist ein sehr netter, sehr sympathischer Mensch – vielleicht sogar zu nett, um eine richtig packende Biographie zu schreiben (wie die "11Freunde" notierten, wenn auch etwas verschämt, weil sie Dante natürlich auch mögen). Aber "Ich Dante" ist ein richtig schönes, interessantes und kurzweiliges Buch geworden. Dass ein netter Mensch, ein Fußballer, der dafür keine Skandälchen braucht, so ein Buch vorlegt (zusammen mit dem Journalisten Patrick Strasser), macht es schon der Nominierung wert.
Und es ist eine besondere Geschichte, die Dante zu erzählen hat: die Geschichte eines brasilianischen Fußballers, der nicht schon als Ballkünstler geboren wurde, der viele Umwege gehen und Zweifel bekämpfen musste, ehe es spät eine beinahe (Mineiraço) vollendete Karriere wurde. Mit 16 Jahren reiste Dante hunderte von Kilometern in der manchmal eher vagen Hoffnung, bei einem renommierten Klub unterzukommen. Dante erzählt von den Menschen, die ihm dabei halfen, und von seinem unbändigen Willen, es zu schaffen. Obwohl er, wie er sagt, nicht der Beste oder Talentierteste gewesen sei. Erzählt wird das alles in einem sehr ruhigen, angenehmen und unaufgeregten Ton, es ist alles andere als eine Heldengeschichte, eher eine Geschichte darüber, was man aus seinem Leben machen kann, wenn man zwar kein Held ist, aber willig, fleißig und von positivem Naturell. Dante ist nicht von sich begeistert, er freut sich nur darüber, wie alles gekommen ist, ohne sich als Vorbild aufzudrängen, aber auch frei von falscher oder zur Schau gestellter Bescheidenheit. Authentisch ist ein Wort, das man ständig im Fußball hört, hier ahnt man, was es bedeutet, und es ist eine richtige Freude, Dante auf dieser Reise zu begleiten. Nach Europa, über den Umweg Charleroi, wo die Karriere auch hätte versanden können, man begegnet dem großen Michel Preud‘homme wieder, seinem "Papa", wie Dante seinen Förderer nennt, und Hans Meyer, der Dante nach Gladbach holte, in die Bundesliga, und Jupp Heynckes … . Man freut sich mit Dante über Wembley 2013, das Mineiraço kommt zum Glück nicht mehr vor. Obwohl, man durfte ja auch diesen schönen Satz lesen: „Behalte Deinen Kopf oben, schick die Traurigkeit weg. Und glaub‘ immer daran: Dein schönster Tag wird noch kommen!“ Es stimmt schon: Es ist kein spektakuläres Buch. Aber auch kein angestrengtes. Es ist einfach ein richtig schönes Fußballbuch. Am Ende weiß man wieder einmal, warum man Dante so nett findet.