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Platz 8 Fußballbuch 2014

Meine Autobiografie

(2013/2014)
Platz 8  Fußballbuch des Jahres 2014 
Alex Ferguson
Edel Germany
Verlagsinfo www.edel.com
22,95 Euro
978-3-8419-0273-3

Die Rezension zur Nominierung

Michael Wulzinger

Es dauerte lange, bis Alex Ferguson wahrnahm, dass es noch eine andere Welt neben dem Fußball gab. Dass er noch eine andere Welt neben dem Fußball brauchte, wenn sein Job als Cheftrainer von Manchester United, den er so leidenschaftlich betrieb, ihn nicht verzehren sollte. Es war in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre. Ferguson, in Old Trafford bereits seit über zehn Jahren der starke Mann, entdeckte die Welt der Rennpferde für sich. Die Welt der edlen Weine. Und die Welt der Bücher.

Fortan fand Ferguson vor allem im Lesen den Kontrast zu seinem Fußballkosmos, in dem ihm nichts mehr fremd war, in dem er fast alles schon erreicht hatte, in dem man ihn bestaunte, bewunderte und verehrte. In dem er aber auch ein Getriebener war, ein von seinen eigenen Ansprüchen Gehetzter, ständig vor Entscheidungen stehend, immer im Rampenlicht und trotzdem oft einsam. Also las er. Bücher über den amerikanischen Bürgerkrieg, über die Kunst der Rede, über Südafrika und die schottische Geschichte, über Despoten und Diktatoren, Freiheitskämpfer und Staatsmänner. Was er verschlang, waren Bücher über das Leben und Sterben des US-amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy. „Mit der Zeit entwickelte ich ein geradezu kriminalistisches Interesse daran, wie, von wem und warum er ermordet wurde“, schreibt Ferguson. Das Kapitel 10 mit der lapidaren Überschrift „Andere Interessen“ gehört zu den eindrücklichsten und lehrreichsten Episoden in der Autobiografie Sir Alex Fergusons. Denn es erzählt sehr viel über den nie versiegenden Entdeckergeist und den Wissensdurst eines Mannes, der in seinem Universum alles hatte, was ihm wichtig war: Einfluss. Macht. Kontrolle. Erfolg. Sich immer wieder neu zu erfinden und zu hinterfragen, ohne seine Überzeugungen zu opfern – das ist der Basso continuo in Fergusons Selbstbetrachtungen. Er, der Monolith, und um ihn herum eine Welt, die sich in den über 26 Jahren, in denen Ferguson der Herrscher von Old Trafford war, radikal veränderte.

Es sind vor allem die großen Begleiter seiner Karriere, über die Ferguson sein Denken und Handeln erklärt: Gefolgsleute wie Cristiano Ronaldo, der ihm bis heute verbunden ist und solche wie Roy Keane, mit dem er sich überwarf; Kontrahenten wie José Mourinho, dem er nahe steht und solche wie Arsène Wenger, der ihm wesensfremd blieb. Ferguson ist selbstironisch und auch selbstkritisch in seinen Erinnerungen, er erzählt geistreich, unterhaltsam. Und er kommt als geschulter Rhetoriker zielgenau zum Punkt. Den Bruch mit seinem einstigen Lieblingsschüler David Beckham etwa fasst er in einem Absatz zusammen wie ein Postulat: „David hielt sich für mächtiger als Alex Ferguson. Das steht für mich zweifelsfrei fest. Es spielt aber keine Rolle, ob der Trainer nun Alex Ferguson heißt oder irgendwie anders. Der Name ist irrelevant. Es geht um Autorität. Man darf keinesfalls zulassen, dass ein Spieler in der Kabine das Kommando übernimmt. Das haben schon viele versucht. Das Zentrum der Autorität ist bei Manchester United ein für alle Mal der Trainer. Dass David sich für mächtiger hielt, war für ihn der Todesstoß bei ManUnited.“

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