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Platz 3 Fußballbuch 2018

Die Zeit der Strategen

Wie Guardiola, Löw, Mourinho und Co. den Fußball neu denken (2017/2018)
Platz 3  Fußballbuch des Jahres 2018 
Tobias Escher
Rowohlt
Verlagsinfo www.rowohlt.de
12,99 Euro
978-3-499-63307-2

Rezension: Die Zeit der Strategen

Philipp Köster

Kaum ein Berufsbild im Profifußball hat sich in den letzten Jahrzehnten so radikal gewandelt wie das des Trainers. Schleifer oder Taktikfuchs, selten wurde mehr als diese beiden Klischees bemüht, um die Übungsleiter zu beschreiben. Doch die zunehmende Komplexität des Fußballs, die rasanten Fortschritte in Ausbildung und Spieltaktik, aber auch die globale Wahrnehmung und die atemberaubende Kapitalisierung des Sports haben die Coaches auf völlig neue Art und Weise in den Fokus gerückt und einige von ihnen in der öffentlichen Wahrnehmung bisweilen auf groteske Art und Weise überhöht. Sie gelten wahlweise als geniale Strategen, aasgewöhnliche Theoretiker oder begnadete Motivationskünstler, oft als alles zusammen.

Ob Pep Guardiola, José Mourinho oder Jürgen Klopp - bisweilen lässt die Berichterstattung über sie vermuten, es handele sich bei ihnen um eine Art übernatürliche Synthese aus Stephan Hawking und Jürgen Höller. Es war deshalb überfällig, das Wirken all dieser Trainer einmal entlang des allein entscheidenden Kriteriums zu beleuchten, nämlich der Frage, wie nachhaltig sie das Fußballspiel in den letzten Jahren verändert haben.

Von Nagelsmann über Zidane bis hin zu Mourinho

Elf Trainer stellt Tobias Escher vor, ihre Idee vom Spiel, ihre Innovationen, ihre Mentoren und Vorbilder, ihre tägliche Arbeit mit den Spielern auf dem Platz. Julian Nagelsmann, Thomas Tuchel, Marcelo Bielsa oder Zinedine Zidane - sie alle zeichnet Escher mit feinen Strichen, mit wachem Blick für biographische Details und charakterliche Eigenarten, vor allem aber immer mit dem Fokus auf die Innovation, das neue Denken über Fußball. Wie Escher etwa José Mourinho beschreibt, der in der breiten Öffentlichkeit vorwiegend über seinen Hochmut und seine Vorliebe für defensive Stabilität definiert wird, der wird Mourinho neu kennenlernen: als akribischen Arbeiter, als taktischen Vordenker, als einen, der auch mit Spitzenmannschaften wie Real Madrid am liebsten "Außenseiterfußball" spielen lässt, wie Escher das nennt, also überfallartigen Konterfußball aus stabiler Deckung.

Escher bescheinigt dem Portugiesen, seine Methoden hätten sich "ein wenig abgenutzt", wie er überhaupt im ganzen Buch der Gefahr entgeht, die Trainer zu glorifizieren. Mitleidslos leuchtet er auch die Schwächen der Systeme und Ideen aus, beschreibt auch Fehlentwicklungen und falsche Einschätzungen. Und so stellt sich auch nie jener Ermüdungseffekt ein, den biographische Bände oft umwehen. Was auch daran liegt, dass Eschers Besessenheit vor allem dem Fußball gilt – und das eint ihn mit seinen Protagonisten, die Strategen des Spiels. 

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