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Fußball-Kunst / Kunst-Fußball

Ein Gespräch mit Mario* Sinnhofer über Zweisprachigkeit und Spaß an der Sache

Im Mai 2022 beteiligte sich die DAFK mit dem Projekt "Der Ball ist rund – eigentlich?" an der "Blauen Nacht", der Langen Nacht von Kunst und Kultur in Nürnberg.

Beim freien Spielen mit den so gar nicht runden Bällen von Aktionskünstler* Mario* Sinnhofer waren Passant*innen eingeladen, zu erforschen und zu erproben, kreativ zu sein und Tricks zu erfinden – und so den Fußball vielleicht sogar ganz neu zu denken.

Was auf dem Court geschah, passierte auch gleich daneben: Während des Abends konnten wir mit Mario* ein tolles Gespräch über Fußball, Kunst und Bewusstseinsbildung führen. Es wies so starke Bezüge zu unserem diesjährigen Motto Was zählt? auf, dass es im Rahmen einer fußball-kulturellen Horizonterweiterung nun noch schriftlich erscheinen soll.

Mario* Sinnhofer / aka Mario Tilde Touched stammt aus Österreich.

Mario* ist unter anderem Performance Artist mit den vielfältigsten Schaffensbereichen. Wir kamen über sein Projekt VFB versus Ball in Kontakt.

Das Gespräch beginnt damit, dass Mario* beiläufig erwähnt, Mario* könne einen Großteil des Originalkommentars der Radioreportage aus dem Stadion Wankdorf auswendig. 

Mario*, was ist Fußball-Kultur außerdem für dich?

Mario* lacht: Der Fußball ist ein gutes Beispiel für gesellschaftliche Phänomene. Die Fragen nach Herkunft, nach Geld, Produktionsbedingungen, wirtschaftlichen Gegebenheiten, zwischenmenschlichen Belangen. Es gibt so viele Ansatzpunkte, die als Beispiele für gesellschaftliche Phänomene künstlerisch bearbeitbar sind. So wird's lebendig für mich. 

Die Idee, dass man Fußball und Kultur nicht als zwei Ausdrucksformen, zwei gesellschaftliche Sphären verstehen muss, sondern dass das eine das andere bespielt und nutzt – die ist ja noch gar nicht so alt. Ist das für dich selbstverständlich?

Mario*: Ja. Künstlerische Themen sind nie abgetrennt vom Leben. Alle Menschen, die sich ausdrücken, haben irgendwann einen Teilbereich im Leben, an dem sie ein Forschungsinteresse entwickeln. Es ist eigentlich selbstverständlich, dass jeder Aspekt des Lebens auch Inhalt von Kunst sein kann, wenn man sich dafür interessiert. So habe ich's immer verstanden. Selbstverständlich geht auch jeder Sport. Aber es sind nicht alle Sportarten so ergiebig, glaube ich. 

Was ist das Besondere an Fußball?

Mario*: Es ist etwas anderes als Rudern. Wäre ich als Kind beim Ruderclub gewesen, hätte ich vermutlich heute einen anderen Körper – das wäre ok. Aber es ist weniger ein globales Phänomen als Fußball. Da liegt was am Boden, ein Ball, und das Kind weiß gleich "Hey, das macht Spaß!".

 

Dieser Fun-Faktor ist auch etwas, das hier gerade passiert. Der dreieckige Ball ist ein Kunstobjekt gewesen und Teil einer Performance, und jetzt: Man legt ihn den Kindern hin und ihnen ist es vollkommen egal, ob es Kunst sein soll, oder Kritik an Produktionsbedingungen – es macht Spaß. Als Akademie für Fußball-Kultur haben wir es sehr viel mit Ernst zu tun. Mit der wichtigen, aber eben ernsthaften Kritik an der Institution Fußball, ihren Verbänden, die oft als "Tanker" bezeichnet werden. Wie schaffst du es, dass du das Spielerische, das der Fußball mitbringt, auch in deinen kritischen Arbeiten vermittelst? Ist das von vornherein deine Intention – oder ergibt sich das von selbst?

Mario*: Lustig. Die Frage habe ich mir noch nie gestellt.

Man könnte das natürlich auch in einer anderen Haltung machen. Andere machen wahrscheinlich andere Art von Kunst, die vielleicht mehr ... schockiert, oder mehr Erlebnisse bringt, die schwierig sind oder bedrückend – was seine Berechtigung hat. Das würde ich auf keinen Fall werten wollen. Aber ich glaube, das ist nicht mein Job. Mein Job ist ein anderer und der hat immer etwas damit zu tun, wo ich   ein bestimmtes Gefühl habe. Eine Art von Lebendigkeit. Die mir selbst einfach am Herzen liegt. Weil ich's selbst gern fühlen will. Vermutlich ist das der Grund dafür, dass auch genau so etwas entsteht.

Eine kleine Analogie: Ich bin viel auf Seminaren gewesen, in denen viel Aufmerksamkeit auf die "Integration der Erfahrung" gelegt wurde. Du machst zum Beispiel erst eine sehr anstrengende Familienaufstellung und danach gibt’s aber einen Abend mit Massageeinheiten, um dem Nervensystem zu sagen "alles ist ok, du bist sicher". Um das wirklich in den Körper zu integrieren, braucht's die Balance. Und es stimmt – danach hast du wieder Kraft für die nächsten Herausforderungen.

Und vielleicht ist es bei meinen Arbeiten ähnlich. Das tut mir selbst, und vielleicht auch den Betrachter*innen gut.

Es ist nicht nur lustig, es steckt viel drin. Aber es beinhaltet auch Humor.

Mario*: Genau. 

Der Eindruck, wenn man's mit Fußball zu tun hat: Man nimmt sich sehr wichtig. Die Möglichkeit, über sich selbst zu lachen, ist nicht selbstverständlich vorgesehen, zumindest dort, wo es professionell wird. Die künstlerische Herangehensweise mittels Satire oder Kabarett kennen wir natürlich auch, aber die Kombination ist ja schon etwas Besonders. In deinen Arbeiten darf gelacht werden.

Mario*: Vielleicht am deutlichsten ist es gewesen beim Schnecken-Orakel mit Schneckerl Prohaska [richtiger Vorname Herbert], das war sein Spitzname, wegen der Jimi Hendrix Frisur.

Die Arbeit war einerseits eine Hommage an diese österreichische Fußballlegende. Und gleichzeitig auch eine Kritik an der seichten Fußball-Berichterstattung in Österreich. In diesem Fall habe ich ganz bewusst das eine mit dem anderen verbunden, sonst wäre ich nie ins ORF gekommen.

Es ging um die drei Spiele der österreichischen Nationalmannschaft während der EM im eigenen Land 2008. So etwas wird niemals wieder stattfinden während ich lebe (lacht).

20 Minuten vor Anpfiff lief der Bericht über meinen Orakelspruch, und Prohaska hat selbst auch live darauf reagiert (lacht). Es hat deshalb funktioniert, weil man in der Redaktion gar nicht verstanden hat, dass ich ihn mit dieser Arbeit als Ikone verehre und mich aber gleichzeitig über seine Kommentare lustig mache, die fachlich von Vorgestern waren. Oder, dass ich damit die Sportberichterstattung selbst kritisiere (lacht). Keiner im ORF hat das gecheckt. In der Kunstwelt schon. Und das war geil! Die Kritik direkt neben das Kritisierte zu setzen. Bei einer super Einschaltquote (lacht).

Ich mag so einen Zugang. Wenn man's absichtlich macht und es funktioniert, dann scheint’s als hätte es Methode (lacht).

Das war meine Diplomarbeit in Linz an der Kunstuni.
 

Lass uns über eine andere frühere Arbeit sprechen, das Projekt Hotel Obscura. Darin war Fußball eigentlich nur ein Aufhänger. 

Mario*: Ich habe immer wieder Fußballarbeiten gemacht. Ich vergesse leicht, dass das im Hotelzimmer eigentlich auch eine Fußballarbeit ist. 

Das Genre „Live Art“ ist ja eine Art Zumutung. Du triffst zwar Menschen, die irgendetwas mit Kunst zu tun haben wollen, aber sie wissen noch nicht was

Mario*: Live Art ist bei uns hier nicht so bekannt wie etwa in England oder Australien. Es geht um 1 zu 1 Begegnungen, die sehr stark darauf aufbauen, dass die Person, die kommt, das Ganze mitgestaltet. Also, dass es zwar einen Rahmen gibt, wovon ich als Künstler weiß "Ja, das ist meine Richtung, das habe ich vor". Aber die konkrete Ausgestaltung muss offen sein. Eine Gemeinschaftsproduktion, die zwar von mir entworfen ist, aber im Idealfall hast du das Gefühl, du hast es beim Besuch wirklich mitgestaltet. Du bist ernst genommen in dem Moment. Dann hat's funktioniert. 

Bei dem Hotelprojekt hat man ein Ticket gekauft. Menschen die Lust auf so eine Erfahrung hatten kamen mit ihren drei Tickets in ein Hotel und haben drei Zimmerschlüssel bekommen.

Mario*: 3 x 15 Minuten. Du gehst in dieses Hotel bei laufendem Betrieb. Mit vielen anderen Leuten. Wenn du im Lift stehst und jemand fängt mit dir zu sprechen an, oder die Reinigungskraft, die vorbeigeht und ein bisschen hinkt – du hast als Besucher*in keine Ahnung, ob die dazugehören. Im Zweifelsfall denkst du: ja. Die gesteigerte Aufmerksamkeit innerhalb so eines Kunstprojekts springt auf die gesamte Umgebung über. Alles wird plötzlich interessanter. Du schaust genauer hin als sonst, weil jedes Detail könnte Teil einer künstlerischen Intervention sein.

Man kommt in das Zimmer in dem Mario* Sinnhofer sitzt und Fußball schaut. 

Mario*: Ja genau. Und Bier trinkt. Im Unterhemd. 

Und setzt sich dann dazu?

Mario*: Ja. "Hallo. Hey. Komm rein. Setz dich, magst ein Bier?" Und dann schauen wir. Manche waren dann erschrocken. "Was?! Fußball?!". 

Aber sie sind darauf vorbereitet, etwas zu erleben, worauf sie nicht vorbereitet sind. Das genügt. Dann schauen wir ein altes Champions League Spiel von Juve gegen Manchester aus den 90ern. Ich erzähle, dass es nicht live ist, und ich mir manchmal alte Spiele ansehe, so wie einen alten Lieblingsfilm. Nachdem die Szene so ausgesucht ist, dass nach ein paar Minuten eine Abseitssituation kommt, sage ich dann: "Ah. Weißt du wie das geht? Abseits?" Sagt jemand "ja kenne ich", dann lasse ich 's mir erklären. Immer diese super Frage. Ansonsten habe ich das Bild angehalten. "Da steht man an einem Ort", habe ich dann erklärt, "an dem du vom offiziellen Regelwerk dafür bestraft wirst, dass du dort stehst. Du solltest hier nicht sein."

Es war meine Grundintention, dass ich diese Regel im Fußball umlege auf Ausgrenzung, auf Minderheiten und generell auf die Frage: "Wo ist es bei dir so gewesen, dass dich irgendwelche gesellschaftlichen Normen an deinem persönlichen Ausdruck gehindert haben. Oder an deiner Freiheit, dich so zu verhalten, wie du eigentlich gern sein möchtest."

Und darüber kommt jemand innerhalb von 15 Minuten mit dir in einem Hotelzimmer ins Gespräch und antwortet?

Mario*: Genau das ist es. Ich habe siebeneinhalb Minuten um Vertrauen aufzubauen und die zweiten siebeneinhalb Minuten geht's um sehr tief gehende, persönliche Themen. Den Bruch habe ich dadurch eingeleitet, dass ich meine Zehennägel blau lackiert hatte. Als Überleitung sagte ich: "Ich spiele selber auch hobbymäßig Fußball, schau mal, das ist eine Fußballverletzung – mir ist jemand auf die großen Zehen gestiegen, deswegen hab' ich die lackiert. Weil: wenn ich meine Schuhe mit offenen Zehen anziehen will, die mit den hohen Absätzen – das schaut Scheiße aus mit blutunterlaufenen Nägeln." Ich ziehe dann die Glitzer-High-Heels unter dem Bett hervor, laufe in meinen engen Jeans durch das Hotelzimmer zum Spiegel, und erzähle, dass es für mich nicht so viele Anlässe gibt diese Schuhe zu tragen, - im Stadion sowieso nicht - und komme darauf zu sprechen, dass dieser feminine Gender-Ausdruck mir in meinem Alltag Schwierigkeiten bereitet: Es ist ganz oft einfach nicht sicher für mich, mich so anzuziehen wie ich es eigentlich gern machen würde. So wechselt das Bild das ich den Besucher*innen vermittle vom Fußballexperten zur Nicht-binären Figur. Oder, um genau zu sein: Ich integriere diese beiden scheinbar unvereinbaren Gegensätze in einer Person. Ich zeige mich mit meiner Verletzlichkeit, und in diesem Moment merken die Menschen, dass das echt ist. Dass das nicht irgendeine Story ist. Hier entsteht das Vertrauen.

Und ab diesem Moment leite ich das Gespräch darauf, ob die Besucher*innen sich selber auch schwer tun mit Aspekten der eigenen Gender Rolle, oder ob sie sich in anderen Bereichen ihres Lebens schon einmal von gesellschaftlichen Normen eingeschränkt gefühlt haben.

Welche können das sein?

Mario*: Das Berührendste war eine Frau, die ihren Rock ein wenig vom Bein angehoben hat. So konnte ich ihre metallene Beinprothese sehen, vom Kniegelenk abwärts. Sie hat mir erzählt, wie schwierig nach diesem Unfall das Akzeptieren ihrer Behinderung für sie noch immer ist und wie viel selbstverständlicher sie sich gerne damit ohne Scham zeigen würde. Zum Beispiel die Prothese im Sitzen einfach abnehmen, wenn sie schmerzt. Aber sie ist irgendwie noch nicht da hingekommen. Und das mit mir zu teilen war sehr, sehr persönlich. Alleine für so einen Moment hat sich das ganze Projekt dann gelohnt. Es hat funktioniert. Du hörst nicht immer solche Stories. Aber es waren immer interessante, sehr persönliche Gespräche. 

Du verwendest manchmal auch einen Künstler*innen-Namen, "Mario Tilde Touched". Dieses Berührt-Werden, ist wirklich eine schöne Figur und so gar nicht distanziert. Was berührt dich denn am Fußball?

Mario*: Beim Projekt "Sisters Academy" ist dieser Name während eines Rituals aufgetaucht, bei dem es um die Verbindung mit dem „Poetischen Selbst“ ging. Dieses Poetische Selbst ist nicht eine fiktive Figur, sondern eine andere, eben poetischere und sinnlichere Version von mir. Alle Performer*innen und auch alle Teilnehmenden bei dieser immersiven Performance sind mindestens 24 Stunden in dieses andere Selbst eingetaucht, haben sich so durch das Haus bewegt, sind mit anderen in Kontakt gegangen oder haben ihre Klassen im Rahmen der Academy besucht. Das Berührt-Werden habe ich mit dem Fußball bisher nicht zusammengebracht oder -gedacht. Das bringt mich jetzt in eine neue Situation: "Ach so. Moment!". 

 

"Vom Fußball berührt" wird der Slogan des Kulturprogramms zur Europameisterschaft im nächsten Jahr. So poetisch, so dass man sich fragt: Der Fußballmensch, der Amateurfußball spielt und sich für die Nationalmannschaft interessiert, assoziiert die Berührung womöglich eher mit einem Körpertreffer. Aber das Poetische kann sich vielfältig ausdrücken: "Was steckt Schönes im Fußball?"

Mario*: Was mich berührt hat, war zum Beispiel der Bildband "Magnum Fussball". Da waren sehr unterschiedliche Fußball-Situationen abgebildet. Mit einem kleinen Buben in Orangem buddhistischen Priestergewand zum Beispiel, ich weiß nicht mehr wo: Wie der lacht! Das andere ein Foto aus den 50er Jahren, Kinder an der Seine in Paris. Oder ein leerer Fußballplatz nahe der Klippe auf einer Insel, da geht's auf einer Seite nur nach unten. "Man denkt: Ah, ein Zaun wäre nicht schlecht." Es hat häufig mit Kindern zu tun rund um die Welt.  Wie weit Fußball auf dem ganzen Erdball verbreitet ist, und dass uns das niemand beibringen muss. Es passiert einfach! Es scheint da irgendeinen global gültigen Impuls im Menschen zu geben: Etwas Rundes liegt am Boden und ich weiß, was zu tun ist. Das würde zu "berührt" passen, glaube ich.

Wir haben uns 2022 ein Jahresmotto gegeben, das lautet "Fußball ist für alle da". Wir wollten weg von der Dauerkritik und von dem zynischen Grundton. Es gibt schließlich gute Gründe, warum meine Kolleg*innen und ich in diesem Bereich arbeiten und nicht in einem anderen. Irgendwas ist da. Was geht dir durch den Kopf, wenn du den Satz hörst „Fußball ist für alle da"?

Mario*: Meine Antwort ist eher traurig. Zuallererst fällt mir ein: "Ja aber. Nicht in gleicher Form".

Ein persönlicher Gedanke: Wie würde jemand behandelt, wenn ich mit einem sehr femininen Outfit ins Stadion gehe? Das ist tatsächlich erfahrene Ausgrenzung mit der Gefahr, in eine potenzielle Gewaltsituation zu kommen. Wieder Ausdruck von etwas, das nicht nur im Fußball passiert. Es ist Ausgrenzung in der Gesellschaft überhaupt. Zwar nur ein Beispiel, aber ein Schlimmes.

Es ist eine verfängliche Frage: "Fußball ist für alle da Fragezeichen". Ein Ideal, zugleich eine Kritik und doch stimmt's als dieses globale Phänomen, das ich beschrieben habe. Du brauchst keinen Markenfußball kaufen, um Fußball zu spielen. In dem Sinne ist Fußball für alle da, so kann ich's unterschreiben.

Du hast's in diesem Sinn ja auch einfacher. Du bist kein Fanaktivist, sondern machst Kunst.

Mario*: Aber die Arbeit geht schon mit dem Anspruch zusammen, verschiedene Menschen zu erreichen. Ich lege absichtlich verschiedene Köder aus, mit unterschiedlichen Geschmacksrichtungen. Um zu sagen: "Durch diese oder jene Gestaltung krieg ich die Fußballfans. Die erkennen das Logo. Die kennen das Personal." Die sehen gleich, wenn damit was nicht stimmt. Und gleichzeitig muss ich natürlich den künstlerischen Anspruch haben, dass es beim Kunstpublikum ankommt. Das Schönste war, von jemandem zu hören: "Du, Fußball finde ich irgendwie völlig uninteressant, aber deine Arbeit ist interessant. Sie bringt mich anhand des Fußballs in eine Reflektion über globale Zusammenhänge und gesellschaftlich relevante Themen. ". Das entspricht einem "Okay, ich habe begriffen, was dahinter steckt". Es war mir immer wichtig, die Zusammenführung dieser zwei Welten zu versuchen. Weil ich ja selbst von der Fußballliebhaberei komme. Ich habe beide Sprachen gesprochen: Die der Kunst und die des Fußballs.

Die Frage muss jetzt natürlich noch kommen: Dein Heimatverein?

Mario*: Ich habe Fußball gespielt bei Union Henndorf, seit ich laufen konnte. Mein Papa war ein sehr guter Fußballspieler und die Geschichte um Union Henndorf in den 70er Jahren war eine erstaunliche. Sie kamen von der untersten Liga innerhalb von 7 Jahren – glaube ich – in die damals zweithöchste Liga Österreichs. Sie sind immer weiter aufgestiegen. Ein Jahr in der Liga: Meister geworden, aufgestiegen. Total irre. Mein Vater war auf dem Sprung zu einer großen Karriere, woraus aber dann doch nichts wurde.  Ich selbst habe es über die Salzburger Nachwuchsauswahl hinaus nicht geschafft, aber immerhin. Und dann war's nurmehr Hobbyfußball. Also ohne das abzuwerten – weil ich habe das Gemeinschaftsgefühl und die Freundschaften in den Hobbyvereinen immer sehr genossen.  Den lässigsten Klubnamen trug unsere Mannschaft der Kunstuni Linz, die hieß "Vorwärts Uschi Dampfhammer Linz".  Wir haben sogar einmal 2006 bei den offenen deutschen Meisterschaften für Film- und Kunsthochschulen in Halle mitgespielt und dabei sehr viel Spaß gehabt. Ich kann mich erinnern, dort den entscheidenden Elfmeter im Viertelfinale verschossen zu haben. Über die Latte. Aber beim Feiern nach dem Turnier waren wir, wie immer, ganz vorn dabei: Da haben alle, sogar die Holländer*innen, unsere Linzer Vereins-Hymne mitgesungen!

Was ist besser? Österreichischer Fußball oder österreichische Kunst?

Mario*: Ist eindeutig. Wir haben's leider irgendwie vergeigt mit dem Fußball seit den späten 70ern. Wo waren wir da? Auf Platz 19 oder 20 oder so ähnlich. Als Prohaska noch gespielt hat. Das war wirklich gut. Und dann hat's irgendwie aufgehört.

Aber gut. (lacht). Wir reißen dafür alles im Skifahren!

Super Schlusswort. DANKESCHÖN!

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Das Interview führte Birgitt Glöckl am 7. Mai 2022. Inhalte mit Zeitbezug wurden nach dem Interview angepasst.

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