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Platz 6 Fußballbuch 2011

Revolutionen auf dem Rasen

Eine Geschichte der Fußballtaktik. Übers.von Montz, Markus. Prolog von Biermann, Christoph (2010/2011)
Platz 6  Fußballbuch des Jahres 2011 

Rezension zu: Revolutionen auf dem Rasen

Harald Kaiser

Mario Gomez oder Miroslav Klose? Längst haben sich Experten und Fans daran gewöhnt, dass es nur einen Mittelstürmer geben kann im Angriff von Bundestrainer Joachim Löw; der Siegeszug des 4-2-3-1-Systems hat auch vor der deutschen Nationalmannschaft nicht Halt gemacht.

Dass es andere Zeiten gegeben hat, völlig andere, verrät das Buch „Revolutionen auf dem Rasen" von Jonathan Wilson. Das 2008 unter dem Originaltitel „Inverting the pyramid" in Großbritannien erschienene und dort begeistert gefeierte und preisgekrönte Werk zeichnet auf spannende Weise die weltweite Entwicklung der Fußballsysteme, -philosophien und -taktiken nach, von der „schottischen Furche" über das WM-System bis zur Doppelsechs und dem modernen Hochgeschwindigkeitsfußball des FC Barcelona und der spanischen Nationalmannschaft.

Detailverliebt und anekdotenreich erzählt Wilson von den berühmten Trainern, von Hugo Meisl, Rinus Michels, Arrigo Sacchi und Walerij Lobanowskyj, der bereits in den 70er-Jahren die doppelte Viererkette ohne Libero einführte, aber auch von längst vergessenen Fußball-Lehrern wie Gipo Viani. Viani, so erzählt der britische Fußball-Globetrotter, sei als Trainer von Salernita Calcio eines ganz frühen Morgens am heimischen Hafen entlanggeschlendert; die löchrige Defensive seiner Mannschaft hatte ihm einmal mehr den nächtlichen Schlaf geraubt. Und wie Viani so die Fischer beobachtete, fiel ihm auf, dass die Männer direkt hinter dem Hauptnetz ein Reservenetz gespannt hatten – Fische, die durchs erste Netz schlüpfen konnten, blieben im zweiten hängen. Viani „übersetzte" diese Taktik auf den Fußball, der legendäre italienische Catenaccio war geboren.

Der Göttinger Werkstatt-Verlag hat das 464 Seiten starke Buch nun in deutscher Übersetzung auf den Markt und gleichzeitig den aktuellsten Stand gebracht – ein Muss für alle, die sich nicht nur für das Heute des Fußballs interessieren. Ach so, bis zu acht Stürmer soll's früher mal gegeben haben in einer Elf, schreibt Wilson. So gesehen sind Mario Gomez und Miroslav Klose wohl einfach zu spät geboren.

 

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