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Nominiert Fußballbuch 2024

Alleine kannst du nicht gewinnen

Ein Gespräch über Fußball, das Leben und was beide miteinander verbindet (2023/2024)
Nominiert zum  Fußballbuch des Jahres 2024 

Rezension: Alleine kannst du nicht gewinnen

Karin Plötz
Karin Plötz

Als Wolfgang Overath gefragt wurde, ob er nicht ein Buch schreiben würde, lehnte er rigoros ab. Er gäbe schon zwei Bücher von ihm, das würde reichen. Daraufhin einigte sich Sven Pistor mit ihm darauf, dass sie ein Gespräch führen würden und das könnte in einem Buch veröffentlicht werden.

Dabei herausgekommen sind Gespräche, die fast alle Facetten aus dem Leben von Wolfgang Overath beleuchten. Es liegt wohl an dem Sportjournalisten und WDR-Sportredakteur Sven Pistor, der die richtigen Fragen stellt. Aber es liegt auch an Wolfgang Overath. Er erzählt ehrlich und offen über sein Leben als Fußballer, Geschäftsmann, Ehemann, Vater und gläubiger Christ. Und immer wieder taucht in seinen Antworten sein kölsches Naturell auf, das das Lesen des Buches auch um eine heitere Variante erweitert.

Seine Jugend beschreibt Overath als sehr glücklich, obwohl seine Mutter ihn am 15. des Monats immer mit einem Zettel zum Einkaufen schickte, um die Sachen anschreiben zu lassen. Fußball spielte er immer, wenn es irgendwie möglich war. Sein Vater habe extra Geld für das Abitur seines Sohnes gespart und war daher erst nicht glücklich über die Wahl Overaths Fußballprofi zu werden. Overath bedauert, dass seine Mutter seine Erfolge nicht mehr miterleben konnte, da sie zu früh gestorben ist.

Über seine Liebe zum Fußball äußert sich Overath wie folgt: "Fußball ist kein Beruf, sondern die schönste Geschichte überhaupt". So erzählt er, dass er schon früh zum 1. FC Köln kam und mit 18 Jahren mit dem 1. FC Köln erster Deutscher Meister der gerade gegründeten Bundesliga wurde. Er blieb dem 1. FC Köln von 1963 bis 1977 als Spieler treu und wurde einer der erfolgreichsten deutschen Fußballer und einer der besten Mittelfeldspieler. Seine Liebe zum 1. FC Köln führte auch dazu, dass er 2004 Präsident des 1. FC Köln wurde. Als eine große Enttäuschung erlebte er die Anfeindungen, die 2011 zu seinem Rücktritt führten. Dieses Erlebnis bedrückte Overath so sehr, dass er erst spät seine Liebe zum 1. FC Köln wiederfand.

Das Vorwort zum Buch schreibt Günther Netzer. Legendär galt die Konkurrenz zwischen Netzer und ihm. Overath stellt dies als Legende dar. Manchmal wundere er sich selbst, dass sie als eigentliche Rivalen so gute Freunde wurden.

Für Overath war es wegweisend, dass Sepp Herberger ihn schon früh in die Nationalmannschaft berief. Dort blieb Wolfgang Overath auch unter Helmut Schön bis 1974. Gerne erzählt Overath, dass er beinahe nicht zur WM 1974 gefahren wäre. Er fühlte sich nicht gut und hatte auch nicht gut gespielt. Seine Frau freute sich schon, dass er zu Hause blieb, aber nach einem Gespräch mit Helmut Schön fuhr Overath dann doch mit zur WM. Und wurde 1974 mit Deutschland in Deutschland Weltmeister. 

Vorher hatte er bereits mit der oft als beste deutsche Fußballelf bezeichneten Nationalmannschaft 1972 die Europameisterschaft geholt. Und auch 1970 in Mexiko war er dabei beim Jahrhundertspiel gegen Italien, das die Deutschen leider verloren. Unvergesslich ist der mit verbundener Schulter spielende Beckenbauer. Beckenbauer war bei beiden Weltmeisterschaften sein Zimmerkollege. Daher hält er ihn nicht nur für einen feinen Kerl, sondern auch für einen kompletten Spieler, der alles hatte und in einer Reihe mit Pele und Maradonna stand.

Privat hatte er schon früh sein Eheglück mit seiner Frau Karin gefunden, von der er sagt "die Frau, die wahrscheinlich zu 100 Prozent oder mehr zu mir gepasst hat und passt". Mit ihr hat er zwei Söhne und eine adoptierte Tochter.

Dass er immer noch im Büro seiner Firma arbeiten geht, erklärt er damit, dass er seine Kinder ja abgesichert sehen möchte.

Wolfgang Overath ist gläubiger Katholik und es ist für ihn wichtig, andere an seinem Erfolg teilhaben zu lassen. "Jedem gibt der Herrgott ein Geschenk mit, damit er als Mensch etwas Sinnvolles damit anfangen kann". Er unterstützt u. a. seit Jahrzehnten die Obdachlosen in Köln mit seinem "Wolfgang Overath Fonds".

Es war eine gute Entscheidung, das Leben von Wolfgang Overath nicht in einer Biographie, sondern in Gesprächen darzustellen. Es ist ungewöhnlich, aber die verschiedenen Lebensphasen sowie auch die Zeit, in der dies passierte, werden bei den Antworten von Overath lebendig. Und durch seine Aussagen zu Trainern und Mitspielern macht er auch den Unterschied zu der Fußballwelt von heute deutlich.

Nach dem Lesen des Buches war mir die Person Wolfgang Overath sehr sympathisch, obwohl ich mich vorher nie für ihn interessiert hatte. Dem Buch ist es mit der Form des Gesprächs gelungen, Wolfgang Overath als Person sehr nahe zu bringen. Mit seinen 80 Jahren strahlt Wolfgang Overath noch viel Vitalität und vor allem Integrität aus und ist eine rheinische Frohnatur geblieben. Davon konnte ich mich bei einem Panel persönlich überzeugen. 

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