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Literatur

Weil Samstag ist. Fußballgeschichten

von Frank Goosen. Nominiert für das Fußballbuch des Jahres 2009 - mit Rezension von Dr. Christof Siemes

Frank Goosen

Weil Samstag ist. Fußballgeschichten

ISBN 978-3-8218-6046-6
Eichborn Verlag, Frankfurt 2008
Preis: 12,95 Euro, 160 Seiten

Die schönsten Fußballgeschichten des Bochumer Kabarettisten und Schriftstellers Frank Goosen – und die besten Kolumnen aus seinem EM-Tagebuch auf Spiegel-Online.

Verlagsinfo

 

Nominierung zum Fußballbuch des Jahres 2009

von Dr. Christof Siemes (Jury-Kapitän, Die ZEIT)

Eigentlich, sollte man denken, eigentlich sind alle Bücher in der Nachfolge von Nick Hornbys Epoche machendem „Fever Pitch“ längst geschrieben. Fan-Bekenntisse, in denen individuelles Leiden am Verein zum Lobgesang auf die Macht des Fußballs insgesamt wird. Aber Frank Goosen gelingt es, das Genre nochmal zu bereichern: Sein Buch „Weil Samstag ist“ ist „Fever Pitch“ auf Bochumerisch. Der Kabarettist und Romancier ist heillos und warum auch immer dem VfL verfallen, dem Verein, der gegen Bayern München 3:0 führt und dann doch noch 5:6 verliert. Weil aber ein schweres Schicksal in der Regel gute Bücher hervorbringt, ist auch dieser Band rundum gelungen.

Die Sammlung der besten Goosen-Texte aus seinen Bühnenprogrammen, dem Bochumer Stadionheft sowie seinen Blogs zu WM und EM runden sich zu einem Fußballbildungsroman, der 1968 mit einem Halbfinale im DFB-Pokal beginnt (ja, da haben es die Bochumer mal hin geschafft, woraufhin sie das Finale gegen Köln aber verloren) und der Zwangs-Vaueffellisierung des eigenen Nachwuchses endet. In unzähligen Auftritten in Fan-Kneipen, Kleinkunstbühnen und großen Hallen ist Goosen zu einer echten Rampensau gereift; entsprechend hoch ist die Pointendichte. Mit nie erlahmender Selbstironie schafft er das nahezu Unmögliche: dass man seinen Verein plötzlich MAG. Um in der Sprache des Autors zu bleiben: „eitriger Grind“ möge den Schädel desjenigen überziehen, der den VfL Bochum fürderhin als graue Maus bezeichnet.

Kunstvoll mischt Goosen seine naturgemäß blaustichige Sachkenntnis mit dem von „Omma“ ererbten Idiom des Ruhrgebiets, in dem man nicht nur die allfällige Druckbetankung vor dem Spiel („0,3 Promille. Ideale innere Bedingungen“), sondern auch die sich anschließenden Besuche auf der Stadiontoilette einigermaßen würdevoll in Literatur verwandeln kann. Wo sich Mut zum Bekenntnis, Witz und Kunstverstand derart elegant verbinden, ist allemal der Titel „Fußballbuch des Jahres“ fällig.

Aber in der kommenden Saison steigt Bochum natürlich trotzdem ab.

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