Platz 5Fußballbuch 2013

Samstags um halb vier

Die Geschichte der Fußballbundesliga (2012/2013)
Platz 5  Fußballbuch des Jahres 2013 
Siedler
26,99 Euro
Buchcover Samstags um halb vier - Die Geschichte der Fußballbundesliga von Nils Havemann

Rezension: Samstags um Halb 4

Jürgen Kaube

Fußball ist ...– und dann kommt jetzt meist eine lange Reihe von aufregenden Merkmalen, von der schönsten Nebensache über Kampf zum Spiel bis zum Spiegel der Gesellschaft. Der Historiker Nils Havemann hat es auf sich genommen, das alles auszukühlen. Nicht, dass seiner Geschichte der Fußballbundesliga, pünktlich zu deren Jubiläum, fehlen würde, was aufm Platz entscheidend war. Aber zum Sport wird das Spiel eben nicht durch das Spielgeschehen. Sondern durch Schiedsrichter. Durch die Frage, wie es besteuert werden soll, wenn Vereine beginnen, Firmen zu ähneln. Durch Leute, die ihre Jugend herrlich mit Steilpässen verschwendet haben und nun, weil „field credibility“ zählt, Investitionspläne aufstellen oder Personalführung betreiben sollen.

Hundert Fragen hat der Historiker an das Ligagebilde. Was bleibt den Kommunen von erfolgreichen Mannschaften, außer Polizeieinsätze und Überstunden der Stadtreinigung – und was bleibt von den Mißerfolgen? Wer hat etwas davon, wenn man die Drei-Punkte-Regel einführt oder die Trikotwerbung (außer für Kondome). Und was wird aus all den Hoffnungen, den biographischen wie kollektiven, die der Fußball weckt, wenn nach dem Spiel nicht mehr vor dem Spiel ist. Heimat soll die Bundesliga bieten, Abgrenzung auch, Integration soll sie leisten, etwas Modernes soll sie sein. Nichts davon passt zum anderen und so hören sich die Funktionärsreden auch regelmäßig an: schlecht. Vor allem aber sollte die Bundesliga, sehr deutsch, von Helden und nicht von Händlern handeln. Es brauchte eines migrationshintergründigen Offenbacher Obsthändlers mit einem Namen schöner als jeder bei Thomas Mann, um diese Lüge auffliegen zu lassen.

Nils Havemann berichtet von all dem mit der homogenen Neugierde des Forschers, der zusieht, wie eine riesige Organisationswelt seit fünfzig Jahren Woche für Woche damit beschäftigt ist, den Zufall zu bekämpfen. Nieder mit dem Pathos, lautet die Devise des Historikers, und das muss auch einmal sein.

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