Platz 3Fußballbuch 2015

George Best

Der ungezähmte Fußballer (2014/2015)
Platz 3  Fußballbuch des Jahres 2015 

Dietrich Schulze-Marmeling gibt einen Einblick in das Leben von George Best: von der Kindheit in Nord­irland über die fußballerische Glanzzeit bis hin zu sei­nem der Alkoholsucht geschuldeten Tod.

„Georges größte Stärke war, dass er keine Schwächen besaß. Es gab eine Zeit, da hätte er auf jeder Position im Team spielen können. Und er wäre auf jeder Position der Beste gewesen. Es hört sich unglaublich an, aber Mitte bis Ende der Sechziger konnte er alles besser als jeder andere Spieler.“ David Sadler

Derartige Lobeshymnen wie von Kompagnon und Zimmergenosse David Sadler gibt es über George Best wie Sand am Meer und waren Anlass ge- nug, dass Akademie-Mitglied Dietrich Schulze-Marmeling das Leben dieses Ausnahmefußballers genauer unter die Lupe nahm. Er erzählt vom Aufstieg eines grandiosen Fußballers,  dessen Glanzzeiten jedoch erstaunlich kurz währten. Schon mit 23 Jahren begann sein kontinuierlicher Abstieg, ehe vier Jahre später seine Karriere ganz vorbei war. Schulze-Marmeling beleuchtet nicht nur Bests Erfolge, sondern auch sein legendär ausschweifendes Privatleben.

Kulturelle und politische Entwicklungen in Nordirland stehen zudem im Fo- kus von Schulze-Marmelings Recherchen, da die Situation in Bests Heimat den Fußballspieler sehr prägte. Umgekehrt war das aber genauso. In Nord- irland trug er maßgeblich dazu bei, dass nicht nur Katholiken, sondern auch Protestanten für Manchester United schwärmten. Traurige Notiz am Rande: Beste hatte nie die Chance sein Heimatland bei einer WM zu repräsentieren.
George Best – der Brasilianer aus Belfast und fünfter Beatle – erlebte in kurzer Zeit mehr als manch anderer in einem ganzen Leben.

Mehr zu Dietrich Schulze-Marmelings Biografie „George Best. Der ungezähmte Fußballer“ auf der Seite des Verlags Die Werkstatt.

Buchbesprechungen:

Rezension bei buchtips.net

Buchcover George Best - Der ungezähmte Fußballer von Dietrich Schulze-Marmeling

Rezension: George Best

Hans Böller

Man weiß ja alles über Georgie Best. Wegen dieses berühmten Zitats. Dumm nur, dass dieses berühmte Zitat irgendwann berühmter wurde als George Best. Und denkt man dann über Fußball nach, über Alkohol, über Frauen und Autos, dann stellt man fest. Von all dem hat man keine Ahnung. Allenfalls vom Fußball vielleicht, ein bisschen. Aber von George Best - weiß man leider: nichts. Oder sehr sehr wenig.

"Detektivarbeit über einen Mythos" nannte nun die Redaktion der 11 Freunde das Buch, das Buch, das Dietrich Schulze-Marmeling über George Best vorgelegt hat - endlich, endlich gibt es das. Eine Biographie dieses schillernden Fußball-Genies, das allein wäre Verdienst genug, aber natürlich ist es ein glänzendes Buch geworden. Wenn Schulze-Marmeling über Fußball schreibt, versteht man die Faszination dieses Spiels, weil der zu Recht schon preisgekrönte Autor es versteht, auf die Menschen, die sich für das Spiel begeistern, zu schauen. Fußball ist ein Gesellschaftspiel, immer gewesen, und die Erinnerung daran, dass es Katholiken und Protestanten gleichermaßen waren, die ihn in Nordirland verehrten, macht diese Vita schon spannend genug.  Es sind aber auch die Swinging Sixties, und Best war wie geboren dafür, Aussehen, Ausstrahlung und Lässigkeit machten aus dem überragenden Fußballer eine Ikone seiner Zeit - erstmals interessierten sich Frauen in großer Zahl für Fußball. Oder eben für Best. Wie schwer man das auseinanderhalten konnte - schon damals - versteht, wer dieses Buch liest. Und versteht, wie schwer dieser Jahrhundertspieler daran trug. Man weiß zum Beispiel auch wenig über die erstaunlich unspektakuläre Nationalmannschaftskarriere Bests - und staunt bei der Lektüre. So, wie man staunt, wenn man glaubte, das Medienspiel Fußball habe es in den Sechzigern noch gar nicht gegeben. Mit Best begann es richtig. Trotzdem war er einer der Besten seiner Zeit, manche sagen: der Beste, und in vielen starken Passagen ist Schulze-Marmelings Biographie auch ein Plädoyer für die Wildheit des Spiels, für Freisinn, Phantasie, Kreativität, gegen die taktische Überregulierung des Spiels, ohne dabei nur im Mindesten naiv zu wirken. Der Autor ist ja ein herausragender Fußball-Fachmann, und der Epilog - Titel: Der Ungezähmte und der „moderne Fußball“ - belegt das wieder einmal auf besonders imponierende Weise. Dass Schulze-Marmeling in Nordirland gelebt hat, kommt dem Werk natürlich zugute. Es ist ein von der ersten bis zur letzten Seite spannendes, überraschendes, lehrreiches, oft lustiges, manchmal trauriges Buch. Die tristen letzten Karrierejahre nach dem Abschied von Manchester United schildert Schulze-Marmeling eindrucksvoll, nie auffällig wehmütig, aber immer einfühlsam. Das hat man so noch nie gelesen. Der Fußball hat Georgie Best viel zu verdanken. Das Schreiben über Fußball hat Dietrich Schulze-Marmeling viel zu verdanken.

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