Platz 12Fußballbuch 2010

Robert Enke

Der Torwart ­ der Star ­ der Freund. Vorwort von Kind, Martin (2009/2010)
Platz 12  Fußballbuch des Jahres 2010 
Madsack Supplement
16,90 Euro
Buchcover Robert Enke - Der Torwart ­ der Star ­ der Freund. Vorwort von Kind, Martin von Heiko Rehberg

Rezension zu: Robert Enke

Hans Böller

Arjen Robbens Zaubertore, Michael Ballacks Bänderriss: Die vergangene Fußball-Saison hielt viele besondere Momente bereit. Und doch war es die Spielzeit, für die vor allem einer steht, der den Saisonschluss nicht mehr erleben durfte. Der Tod von Robert Enke ließ den ganzen Betrieb für ein paar Tage innehalten. Es waren danach viele Fragen gestellt worden, es gab schöne, kluge Antworten, aber natürlich wusste jeder auch, dass sie zum Fußball nicht passten. Es musste ja weitergehen. Im Fußball wie im richtigen Leben. Aber dass auch der Fußball fähig ist, sich angemessen zu verhalten im Moment einer menschlichen Tragödie, durfte man auch erleben.

Heiko Rehberg maßt sich gar nicht an, Fragen zu beantworten, schon gar nicht jene, die alle Angehörigen quälen, wenn ein Mensch nicht mehr weiterleben hat wollen. „Dieses Warum ist viel zu groß für eine Antwort“, schreibt er. Rehberg, als Sportchef der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung ein in der Branche höchst geschätzter Redakteur, war ein langjähriger Wegbegleiter von Robert Enke; man kommt sich dann – bei aller journalistisch gebotenen Distanz – oft auch sehr nahe, und das Buch, das Rehberg (gemeinsam mit anderen Autoren) vorlegte, erzählt davon. Vom Torwart. Vom Menschen. Vom Vorbild – mit Texten von Weggefährten wie Per Mertesacker, Ewald Lienen oder Martin Kind und Harald Stenger.

 

Es ist kein Buch, das melancholisch sein will. Obwohl Leser in Internet-Foren geschrieben haben, dass sie manchmal geweint haben, ist es auch kein trauriges Buch – abgesehen natürlich vom Anlass, aus dem heraus es geschrieben wurde. Auch das ist natürlich geschrieben worden: Muss das sein? So kurz nach dem Tod eines Menschen?

Das lässt sich klar beantworten: Es ist schön, dass Rehberg und Kollegen dieses Buch in relativ kurzer Zeit sehr sorgfältig und liebevoll gestaltet haben (der Erlös geht an die Robert-Enke-Stiftung, auch diese Frage musste man manchmal beantworten).  Nicht nur in Hannover, im ganzen Land (und sogar im Ausland) wollten sich die Menschen an Robert Enke erinnern, und das ist Rehbergs Buch nun gerne: eine Hommage an einen großen Torwart und außergewöhnlichen Menschen.

 

Heiko Rehberg, einer der besten Sportjournalisten Deutschlands, hat ein gutes Gespür dafür, Fußball nicht auf neunzig Minuten auf einem Platz zu reduzieren, er neigt aber auch nicht im geringsten dazu, zu viel daraus zu machen – die Feuilletonisierung des Spiels übertreibt es ja bisweilen in ihrem Eifer, weshalb manche Nachrufe auf Robert Enke zu einer Überhöhung eines Menschen, den eine furchtbare Krankheit plagt, gerieten. Rehbergs Buch steht für das Gegenteil: Es ist, wenn man so will, im weiteren Sinne auch einfach ein Fußball-Buch mit allem, was, neben schön geschriebenen Texten, dazugehört: schönen Fotos, interessanten Statistiken.

Es steckt viel Leben in diesem Buch; Leser berichten auch, dass sie oft gelacht haben – und sich dafür schämten, wofür es keinen Grund gibt. Man hat mit Robert Enke ja oft auch gelacht, er hat vielen Menschen viel Freude bereitet. Rehberg will nicht spektakulär sein mit seinem Buch, es ist auf sehr angenehme Weise auch sehr normal. Damit ist es eine wunderbare Erinnerung an Robert Enke – und ein Fußballbuch des Jahres.

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