Platz 8Fußballbuch 2016

Das goldene Buch des deutschen Fußballs

(2015/2016)
Platz 8  Fußballbuch des Jahres 2016 
Buchcover Das goldene Buch des deutschen Fußballs -  von Hardy Grüne

Rezension: Das goldene Buch des deutschen Fußballs

Anna Kemper / Die Zeit

Wer antritt, eine “Komplettgeschichte” des deutschen Fußballs zu verfassen, der kann eigentlich nur scheitern. Wie will man denn Pioniere und Millionäre, Weltkriege und Schäferhundbisse, den SV Sodingen und den FC Bayern, also rund 150 Jahre Fußballgeschichte zwischen zwei Buchdeckel packen, ohne Laien zu überfordern und Kenner zu langweilen? Dietrich Schulze-Marmeling und Hardy Grüne haben es versucht, und wenn man “Das goldene Buch des deutschen Fußballs” aufschlägt, liest man sich sofort darin fest: Man erfährt, dass die Jugend im 19. Jahrhundert die militärische Fixierung der Turnbewegung satt hatte, dass es schon 1894 Schuhfetischisten gab, deren Schuhe Namen trugen wie “Champion” oder “Special”, und was Eisenbahn und Arbeitszeitverkürzung zum Erfolg des Fußballs beigetragen haben. Wie der DFB vor dem Ersten Weltkrieg deutschnational war und auch danach noch die Dolchstoßlegende unterstützte. Dass sich die Vereine im Dritten Reich freiwillig gleichschalten ließen, jüdische Funktionäre und Spieler raus drängten und nach 1945 die gleichen Funktionäre am Ruder blieben. Dass die Frage nach der Professionalisierung schon in den 20er Jahren heftig diskutiert wurde und wie auf die spätere Professionalisierung die Kommerzialisierung folgte. Bundesliga-Skandal, Bosman-Urteil, Hooligans, Kirch-Crash: Von der Gründung des ersten Fußballvereins auf deutschem Boden, dem Dresden English FC (“ein Spiel, bei dem Bälle mit dem Fuß fortgeschleudert werden”) bis zum Weltmeistertitel 2014 in Rio erzählt dieses Buch wirklich alles, was man über Fußball in Deutschland wissen möchte. Nicht mehr, und nicht weniger. Unterhaltsam, mit interessanten Exkursen und kuriosen historischen Originalen. Und wer es schafft, ein 2995 Gramm schweres Buch zu schreiben, das man wirklich lesen möchte, der hat sie sich einfach verdient: die Nominierung für das Fußballbuch des Jahres.

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