Karl-Heinz Körbel

Die Frankfurter Stadtgesellschaft hat sich mehrmals zu Ehren von Karl-Heinz Körbel an historischer Stätte eingefunden. Zum Beispiel im Kaisersaal des Römers und in der Paulskirche. Der "treue Charly" erhielt im Februar 2020 als erster Fußballspieler die seit 1952 verliehene Ehrenplakette der Stadt Frankfurt; im Oktober 2023 wurde er von der Werte-Stiftung in der Paulskirche ausgezeichnet als Vorbild für Integrität, Verantwortung, Leistung, Vertrauen und Respekt.

Die Fußball-Bundesliga feiert in diesem Jahr ihren 60. Geburtstag. Schon am 50. Tag ihrer Gründung ernannte die Deutsche Fußball Liga ihren Rekordspieler zum Ehrenpreisträger. In Dossenheim vor den Toren Heidelbergs aufgewachsen, wechselte Körbel als Jugendlicher zu Eintracht Frankfurt. Am 14. Oktober 1972 bestritt er sein erstes Bundesligaspiel. Gegen Bayern München, als Gegenspieler des legendären Torjägers Gerd Müller. Der ging leer aus an diesem Tag, die Eintracht gewann mit 2:1. Am Ende seiner Karriere im Frühjahr 1991 stand eine einmalige Zahl: 602 Bundesligaspiele, wohl ein Rekord für die Ewigkeit, alle für Eintracht Frankfurt. Mit dem Gewinn des UEFA-Cup (1980) und vier Triumphen im DFB-Pokal als sportliche Höhepunkte, mit sechs Länderspielen. Und es wären wohl bedeutend mehr Länderspiele gewesen, wenn denn Franz Beckenbauer nicht seinen Münchner Vereinskollegen Hans-Georg "Katsche" Schwarzenbeck als „Abräumer“ in der Position des Vorstoppers bevorzugt hätte. Eine Karriere mit über 50.000 Minuten in der Bundesliga, jeweils etwa 5.000 Minuten in nationalen und internationalen Wettbewerben ausnahmslos für einen Verein wird, jedenfalls in Frankfurt, so schnell niemand mehr vorweisen können.

Die Treue zur Eintracht hat Körbel nie bereut. Und gerade in Zeiten, in denen millionenschwere Profispieler möglichst binnen zwei, drei Jahren (gelegentlich auch schneller) den Verein wechseln, um ihren Reichtum zu mehren, sagt Körbel: "Ich bin froh, allen Angeboten aus der damaligen Zeit widerstanden zu haben. Die Eintracht war und ist meine zweite Familie." An der Seite von Ehefrau Margarethe und Tochter Carla. Den Zahlen des Fußballspielers Körbel, der in seiner Karriere keine Rote Karte gesehen hat, stehen seit einem Vierteljahrhundert andere Zahlen und andere Werte gegenüber. Schon zu seiner aktiven Zeit verschrieb sich Körbel der "Schlappekicker-Hilfsaktion" für hilfsbedürftige Sportlerinnen und Sportler, sammelte Geld und spendete selbst. Er geht engagiert voran bei "Kein Platz für Rassismus", in der Unterstützung von an Leukämie erkrankten Kindern, er war Botschafter der Frauen-WM 2011 in Deutschland und … frönt seiner Leidenschaft Fußball. 50.000 Kinder durchliefen bereits seine Frankfurter Fußballschule, in der von ihm gegründeten Traditionsmannschaft schnürt er auch mit 68 Jahren noch die Schuhe. Und die von den Stars von gestern eingespielten Gelder fließen ausschließlich an die Vereine in Stadt und Land, bei denen die "Oldies" antreten. "Sie stehen für Werte wie Toleranz, Offenheit und Chancengleichheit", hieß es in der Laudation bei der Übergabe der Ehrenplakette. Körbel sagte in seiner Dankesrede, das alles sei ohne sein „überragendes Team, meine Familie und Jesus Christus“ nicht möglich gewesen.

Charly Körbel zählte schon seit einigen Jahren zu den Kandidaten für den Walther-Bensemann-Preis. Die Jury sah jetzt den richtigen Zeitpunkt für seine Auszeichnung gekommen: Den 60. Geburtstag der im August 1963 aus der Taufe gehobenen Bundesliga. Mit Charly Körbel wird eine Persönlichkeit geehrt, die auf dem Spielfeld und darüber hinaus für die Werte stand und immer noch steht, die dem Walther-Bensemann-Preis zugrunde liegen. Karl-Heinz Körbel, weit über seine hessische Heimat als der "treue Charly" bekannt und beliebt, ist eine Identifikationsfigur im besten Sinne, weil er die Bodenständigkeit, Nähe und Ehrlichkeit verkörpert, die viele Fans und Beobachter im modernen Business vermissen. Gleichzeitig ist seine sportliche Karriere herausragend.

Rainer Franzke, kicker